Weniger und mehr… die ersten anderthalb Wochen

Fastenvorsätze zu fassen ist tatsächlich viiiiel einfacher, als sie dann auch umzusetzen. Sogar, wenn es sich nur um ganz, ganz kleine Vorsätze handelt.

Mein Laptopfasten hat noch nicht besonders gut geklappt. Für die Tage, an denen ich den Computer abends nicht nochmal anschalten wollte, habe ich mich meistens zum Telefonieren verabredet. Das hätte ich ohne Fasten aber auch gemacht. Außerdem habe ich das kleine Wort „abends“ zum Mogeln benutzt – und tagsüber dann doch auch mal die privaten Mails gelesen. So richtig gefastet war das also noch nicht.
Dann kam auch noch ein heftiger Virusinfekt beim Sechsjährigen dazu und dass ich mich – kaum hatte der Vater meiner Kinder die Pflege übernommen – selbst krank ins Bett zurückgezogen habe. Wie groß die Verlockung doch ist, mal eben einen kleinen Krimi zu gucken, wenn der Kopf brummt. Einfach nix mehr denken. Aaaaah… Oder diesen halb-krank/halb-genesen-Zustand zu nutzen, um endlich mal wieder auf meinen Lieblingsblogs herumzustöbern… In Ausnahmesituationen lasse ich also Ausnahmeregeln gelten. Auch für mich.

Dem Zehn-Minuten-Vorsatz erging es ein wenig besser. In den ersten Tagen habe ich abends im Bett das Licht noch zehn Minuten lang angelassen – und über all das nachgedacht, was mir sowieso Sorgen macht. Dann habe ich beschlossen, dass ich ein RItual brauche. Küchentisch. Kerze. Am Küchentisch höre ich also abends den Nachbarn zu, wie sie ihre Kinder anbrüllen und den S-Bahnen, wie sie vorbeirumpeln; denke über mein Leben nach – und merke, dass zehn Minuten ganz schön lang sein können.
Inzwischen liegen ein paar Meditationsbücher neben meinem Bett, vielleicht inspirieren die mich ja.
Gestern habe ich durchs Fenster dem Abendstern zugesehen, wir er durch die Zweige des kahlen Hinterhofbaums wanderte. Das war schön.

Iim Bücherregal bin ich vor ein paar Tagen auch mal wieder auf Julia Karnicks Brigitte-Kolumnen gestoßen – und mittendrin passend zum Thema auf die, in der sie von den Fastenvorsätzen eines befreundeten Paares erzählt:
Im ersten Jahr wollten die auf Fernsehen verzichten, und gingen deshalb immer aus und tranken sehr viel. Im zweiten Jahr wollten die auf Fernsehen und Alkohol verzichten, und luden daher immer viele Freunde zum Essen zu sich ein und nahmen ordentlich zu. Im dritten Jahr wollten sie auf Fernsehen, Alkohol und Fleisch verzichten, weshalb keiner mehr zum Essen kommen wollte und die beiden allein auf dem Sofa Trost in besonders vielen Süßigkeiten fanden.
Ob ein weiteres Kind kam, nachdem die beiden im nächsten Jahr auch noch auf Süßigkeiten verzichtet haben? Das ist leider nicht überliefert.

In diesem Sinne: Allen, die diese sieben Wochen für sich besonders gestalten, wünsche ich weiterhin eine gute Zeit.

8 Gedanken zu „Weniger und mehr… die ersten anderthalb Wochen

  1. guinness44

    Internet zu fasten versuche ich erst gar nicht. Wäre unrealistisch für mich. Fleisch und Zucker klappt ganz gut.

    Im Sinne der Kirche hättest Du ja einen Tag die Woche Dispenz. Ich nutze dieses Schlupfloch pragmatisch.

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  2. wildgans

    Menschenskinder, du musst dich hier doch nicht rechtfertigen 🙂
    Und Nachbarn, die Kinder anbrüllen- unfreiwillig das hören, das wäre für mich schlecht zu ertragen. Wenn sie die schlagen würden, bliebest du nicht tatenlos- oder?
    Gruß in deine guten Vorhaben von Sonja

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    1. Greta Autor

      Stimmt, gute Frage: ob man das erkennt, wenn es über einen „normalen“ Streit am Abend hinausgeht – und man wirklich eingreifen müsste? – Nee, nix mit Rechtfertigen. Finde es nur spannend, die Fastenerfahrungen von anderen zu lesen und die eigenen zu teilen. Liebe Grüße! Greta

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  3. Anne

    Danke für das ehrliche Zwischenfazit! Ich hadere auch mit meinen Vorsätzen… Schokolade klappt und tut mir gut, ein gutes Glas Rotwein, wenn meine Schwester da ist und es ein wunderbares Essen gibt, erschien mir als zu harter Verzicht und dennoch wurmt es mich, nicht standhaft geblieben zu sein. Ich finde, bei deinen Schilderungen und in meinem Erleben, dass man vielleicht auch manchmal in anstrengenden Lebensphasen gütig mit sich selbst und Vorsätzen sein muss, damit sie das Leben wie geplant bereichern und nicht noch herausfordernder machen.

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    1. Greta Autor

      Vielleicht liegt das, was man lernen könnte, gerade in der Herausforderung? Oder am Ende gar darin, was man eben trotz Vorsatz nicht schafft? Danke für Deine Antwort, der Austausch macht das Dranbleiben für mich leichter! Liebe Grüße Greta

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  4. Susanne Haun

    Guten Morgen, Greta,
    schön, dass es dir besser geht!
    Ich versuche einen Tag in der Woche zu fasten. Wir sprachen ja bei unserem letzten Treffen darüber. An meinem Fastentag bin ich unerhört leistungsfähig. Ich schaffe doppelt soviel wie an Tagen, an denen ich esse. In einem Buch habe ich gelesen, dass es der menschliche Geist wacher ist, wenn er noch Essen „jagen“ muß. Das sei evolutionsbedingt.
    Liebe Grüße sendet dir Susanne

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    1. Greta Autor

      Liebe Susanne, das ist ja ein spannender Gedanke! Irgendwie auch einleuchtend. Von Leuten, die ganze Wochen Heilfasten machen, weiß ich das auch, dass der Geist dabei zumindest nicht weniger klar und leistungsfähig wird. Ich nehme mir immer wieder vor, ganz bewusst hinzufühlen, wie viel ich essen mag, bis der Hunger gestillt ist – und dann aufzuhören. Schon das ist garnicht so leicht, weil es immer so viele leckere Sachen gibt (klar, wegen der Kinder…) Liebe Grüße und einen schönen Sonntag! Greta

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      1. Susanne Haun

        Ja, auch wenn mein Kind schon aus dem Haus ist, es gibt überall so leckere Sachen! Ich habe oft Trockenfrüchte im Haus. Die sind auch süß aber nicht ganz so fett. Wenn sie von den Kalorien auch nicht besser als Schokolade sind. 🙂 Liebe Grüße von Susanne

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