Ferienfahrt mit Niklas

Unsere Osterferienreise habe ich an einem warmen, sonnigen Wintertag geplant.
Zwei Tage bei Köln – wir können den Dom besuchen und im Siebengebirge wandern, sagte meine Freundin, die Patchworkmama, am Telefon.
Und in Kassel wollten wir danach auch noch Station machen.

Frohgemut machten wir uns auf den Weg – in den Urlaub mit dem meisten und schlechtesten Wetter, den wir je erlebt haben.

Zum Glück setzte der Hagel erst ein, als wir aus der offenen und zugigen Spitze des Turms vom Kölner Dom gerade wieder herausgeklettert waren. Zum Glück wehte der Wind niemanden in den Rhein, als wir dort flache Steine über das Wasser flitscherten. Zum Glück fiel keiner der Bäume neben dem Spielplatz uns auf den Kopf, als wir die Kinder ein paar Minuten toben ließen.

An Wanderungen jeder Art war nicht zu denken. Indoorspielplatz, stattdessen.
Über Nacht kippte der Sturm das Spielhäuschen im kleinen Garten unserer Freunde auf den Zaun zum Nachbarn, stellte den Terassentisch senkrecht an die Wand und traumatisierte nachhaltig das weiße Kaninchen der Kinder.
Während die insgesamt sechs Kinder durchs Haus tobten und innen Chaos und Verwüstung hinterließen, knickte draußen der Sturm Bäume auf die Bahnlinien, auf denen wir doch am nächsten Morgen weiterreisen wollten.

Kassel erreichten wir dann doch. Kaum waren wir angekommen, setzte anhaltender Schneefall ein. Wo ist unser Schlitten, wir wollen rodeln!, jauchzte die Urgroßcousine meiner Söhne. Mama, jammerte der Sechsjährige bei unserem tapferen Versuch, bei Matsch und Schnee in Kassels berühmtem Bergpark wenigsens spazierenzugehen, schon nach wenigen Schritten: Mama, der Weg ist in meinem Schuh drin!

Also Indoorprogramm, auch hier. Der Zehnjährige durfte mit seiner Urgroßcousine im Naturkundemuseum die Dinosaurier füttern (eine tolle Ausstellung!), der magenkranke Sechsjährige derweil bei Verwandten auf dem Sofa einen Genesungsschlaf halten.

Jetzt sind wir zurück.
Über Berlin strahlt die Sonne.

Wir haben in den letzten Tagen sehr, sehr viele Gesellschaftsspiele gespielt. Wir haben eher wenig frische Luft bekommen. Wir haben viele, viele Kilometer mit der Bahn zurückgelegt, die erstaunlich schnell ihre Strecken wieder betriebsbereit hatte und mich mit guter, freundlicher Beratung zu alternativen Verbindungen überrascht hat. Wir haben uns Freunden und Verwandten zugemutet – ohne eigenes Auto, dafür aber mitsamt der Zappeligkeit und Ruppigkeit des Zehnjährigen und mitsamt den absonderlichen Essgewohnheiten des Sechsjärhigen – die wir vorher noch nie besucht haben. Ich habe zwei andere Modelle von Familienleben erlebt, beide weit weg von der klassischen Papa-Mama-Kind-Variante.

Und das war anregend.

Ich komme zurück und möchte sofort ein riesiges Um-die-Ecke-Sofa haben, weil da bei der Patchworkmama immer alle so gern gekuschelt haben. Ich komme zurück und werde von nun an am Wochenende vielleicht öfter mal abends kochen, weil ich erlebt habe, dass es schön ist (und niemanden stört), wenn der Tag nicht von der Zubereitung eines Mittagessens zerhackt wird. Ich komme zurück und nehme mir vor, meine Kinder vieles selbständiger machen zu lassen, weil meine Freundin das tut und es so schafft, trotz der zweitweise vier Kinder in ihrem Haushalt auch selbst manchmal auf ihrem herrlichen Sofa zu sitzen.

Und ich werde technisch aufrüsten. Es ist so weit, tatatata….. Ich komme zurück mit dem Vorsatz, nie wieder ohne eigenes Smartphone Abenteuerreisen zu unternehmen. Nie wieder ohne universelle Informationsmöglichkeiten in der Handtasche irgendwo auf dem Land in einen Sturm zu geraten.

7 Gedanken zu „Ferienfahrt mit Niklas

  1. lieblingsblau

    Hach, ich lese so gern bei dir! Vielen Dank für die schönen Einblicke in dein sturmerprobtes 🙂 Leben! Ich nehme von dir auch immer etwas mit für unseres. LG und einen schönen Ostermontag für euch!

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  2. wildgans

    Klasse beschrieben! Besonders die Worte des Sohnes: Mama, der Weg ist in meinem Schuh drin! Herrlich! Vielleicht werden deine Söhne später mal `ne Schlechtwettersurvival-Agentur haben…

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  3. frausiebensachen

    willkommen zurück! wie schön, dass du dich hast anregen lassen, das klingt richtig gut.
    (und ihr seid wohl – mit dem zug? – bei uns vorbeigereist – aber wir waren ja auch unterwegs…)

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    1. Greta Autor

      An welcher Stelle hätten wir denn an Euch denken können? Hatte Euch immer ganz im Süden verortet, aber bin geografisch auch eher „gefühlt“ als „gewusst“ unterwegs… Ja, Anregungen sind sooo wichtig. Mal über den Rand vom eigenen Mustopf gucken…

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