Gesehen, gelesen, gehört… im Februar und im März und im April und bis in den Mai…

Eigentlich ein Nachtrag zum Februar: Der Film „Wild Tales“. Sechs Episoden, in denen Menschen total ausrasten, Rache nehmen, sich von ihrem Zorn davonreißen lassen. Warum haben alle, die diesen einen Flug geschenkt bekommen haben, einen gemeinsamen Bekannten? Warum ist eine Reifenpanne im Nirgendwo schrecklich, wenn man vorher beim Überholen den Fahrer des langsamen Autos beleidigt hat? Warum sollte man einem Sprengstoffexperten besser nicht unrechtmäßig das Auto abschleppen? Und warum, warum nur hat der Bräutigam seine Kollegin – die, mit der er mal eine Affaire hatte – zu seiner Hochzeit eingeladen? Spannende Fragen. Beantwortet in ziemlich wilden, spannenden Geschichten.

Madelaine Bourdouxhes Roman „Auf der Suche nach Marie“ wurde 1943 zum ersten Mal veröffentlicht. Wie ungewöhnlich ihre Figur der Marie – einer Frau voller Lebendigkeit und Sehnsucht, die, auf der Suche nach sich selbst, neben ihrer Ehe eine Affaire beginnt und daran wächst, stärker und lebendiger wird – damals war, kann ich nur schwer beurteilen. Zwischen den Frauensfiguren, die die Buchläden heute bevölkern, fällt sie jedenfalls angenehm auf. Schön, dass das kleine Büchlein vor etlichen Jahren wieder aufgelegt wurde.

Was wäre ein Haushalt, in dem kleine Jungs leben, ohne Wissensbücher und Wissensfilme? „Wissen vor acht“ ist eigentlich gar keine Sendung speziell für Kinder – und an mir bisher völlig vorbeigegangen. Bis die DVDs zur Sendung auf den Geburtstagstischen meiner Söhne aufschlugen. Im Drei-Minuten-Takt werden auf der DVD kleine Fragen beantwortet, zum Beispiel die, warum in aller Welt schlafende Vögel nicht vom Ast fallen. Nein, das wussten wir alle noch nicht. Und es sind sogar noch mehr Fragen dabei, die die Sendung mit der Maus noch nicht beantwortet hatte.

Für die Seele lesen wir Ottfried Preusslers „Das kleine Gepenst“ vor, beim Inhalieren mit Mucosolvan und Adrenalin. Das nette kleine Spukwesen mögen wir alle drei lieber als die kleine Hexe und den kleinen Wassermann. Und den Uhu Schuhu so gerne, dass wir auf dem Schulweg einen ganzen langen U-Satz für ihn basteln: „Du, Uhu Schuhu, flugst Du rund um den Ulmenturm und ruhst Du nun Stunde um Stunde unter der lustigen Turmuhr?“

Dass Peter Bieri der wirkliche Name des Romanautors Pascal Mercier ist, habe ich erst herausgefunden, als ich mehr über den Autor des Buches „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde“ erfahren wollte. Lange – und mit Unterbrechungen – habe ich immer wieder an der klugen, anspruchsvollen, aber gut verständlichen Abhandlung weitergelesen, in der der Autor das Phänomen der „Würde“ von möglichst vielen Seiten betrachtet und als Möglichkeit beschreibt, „unser stets gefährdetes Leben selbstbewusst zu bestehen“. Auch wenn ich glaube, dass eine Frau die eine oder andere Erfahrung von Würde – oder Würdeverlust – anders gewichtet oder zusätzlich berücksichtigt hätte (ja, doch), ist das Buch eine bereichernde und sehr anregende Lektüre.

Kreuz und quer durcheinander, was es in den letzten Monaten noch so gab:

Filme. „Still Alice“, ganz beeindruckend und an die eigenen Ängste rührend. Und „Hedi Schneider steckt fest“ – sehenswert schon allein wegen der Szene, in der die angsterkrankte Frau ihrem Mann vorschlägt, sie könnten doch einen Tag glücklich sein. Und dann sofort wieder unglücklich. Dann, sagt sie, nehmen wir uns nicht so viel vor.

Und Bücher: Marina Keegans „Das Gegenteil von Einsamkeit“ (ja, lesenswert!). Noëlle Châtelets „Die Klatschmohnfrau“ (schöne kleine Lektüre über einen Neuanfang im Alter). „Geht alles garnicht“ von Marc Brost und Heinrich Wefing (Stimmt, geht alles garnicht. Arbeit und Kinder und dann noch etwa ein Hobby wie Schreiben haben zu wollen und dann noch Freunde haben zu wollen. Oder davon zu träumen, sich dann doch noch mal irgendwo zu engagieren oder neue Freunde im Kiez zu finden, weil die alten alle verzogen sind. Geht alles garnicht. – Deshalb hänge ich ja gerade so durch. Drüber lesen macht aber auch nicht froher.). Judith Schalansky: „Blau steht dir nicht“ (Kleines, anspruchsvolles Büchlein. Spannend. Wiedererkennungseffekte bei den DDR-Kindheitserinnerungen.) Und Damon Galguts „In a Strange Room“ (Reisegeschichten, von ganz weit her, ganz anders).

Ein Gedanke zu „Gesehen, gelesen, gehört… im Februar und im März und im April und bis in den Mai…

  1. Susanne Haun

    Liebe Greta, Madelaine Bourdouxhes Roman “Auf der Suche nach Marie” ist einer meiner Lieblingsromane. Ich habe ihn schon vor sehr langer Zeit gelesen und finde, dass ich ihn ruhig jetzt nochmal lesen kann. Es hat sich bestimmt einiges meiner Sichtweise geändert.
    Liebe Grüße von Susanne

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