Für ein Geräuschememory

Mein Wasserkessel, ganz kurz bevor er zu pfeifen beginnt.
Das Klacken, mit dem die halbvolle Kaffeetasse, als sie vom Bett fällt, auf dem Boden aufschlägt.
Das Öffnen der Balkontür. Die Stille, die mit der klaren Morgenluft ins Zimmer strömt. Küsse.

Das Pochen und Knacken eines Saunaofens. Das Knarren der Holzbänke, auf denen jemand ganz nach oben steigt.
Schritte in Badelatschen, verschiedene. (Der liebste Freund und ich sind verblüfft, dass wir immer erraten können, ob da ein Mann oder eine Frau läuft; Swusch-swusch – das ist eine Frau: richtig, die Saunaangestellte, die zum Aufgussaufgießen geht; Schrapp-schrapp – das ist ein Mann, richtig, er ist Richtung Ruheraum unterwegs. Manchmal schließen wir die Augen nicht schnell genug, dann zählt es nicht.)
Das Röcheln des steinernen Frosches, der vom Rand des kleinen Beckens aus einen Wasserstrahl speit. Plötzliches Schnarchen von der Ruheliege rechts vorne. Der atemlose Aufschrei, mit dem sich jemand ziemlich schnell ins Tauchbecken sinken lässt.
Das Brummen und Fauchen der Kaffeemaschine an der Bar – könnte man Milchkaffee von Espresso unterscheiden? Bestimmt.

Später das Einfahren einer S-Bahn in einen Bahnhof und das Di-Da-Di ihrer schließenden Türen.
Schritte auf einer defekten Rolltreppe, viele Schritte; Schritte im Schneematsch und am Abend Schritte, die auf dem neu überfrorenen Gehsteig knirschen.

Das Knattern der kaputten Zündelektrode meiner Etagenheizung.
Die Lautlosigkeit, mit der die Amarylliszwiebel auf dem Küchenfensterbrett sachte ihre Knospe ans Licht schiebt. Dein Atem. Mein Atem.
Das Trappeln von Kinderfüßen in der Wohnung über meiner.

Am Ende mein Federbett, das knistert, wenn ich mich kurz vor dem Einschlafen von einer Seite auf die andere drehe.

Ein Samstag.

8 Gedanken zu „Für ein Geräuschememory

    1. Greta Autor

      Zum Jahresanfang habe ich mir vorgenommen, nachts, wenn ich nicht schlafen kann, immer zu lauschen. Wahrscheinlich kommt es davon. Auch Dir einen guten Start in die Woche, liebe Grüße!

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    1. Greta Autor

      Wenn man das mit dem Computern ein wenig besser könnte, wäre es bestimmt kein Problem, sich so ein Memory wirklich zu bauen. Ich lausche grade gerne, das macht Spaß! Liebe Grüße!

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  1. AnnaLisa

    Sehr schöne Idee. Wir sollten alle wieder mehr lauschen und so den Tag bewusster wahrnehmen:)
    Toll geschrieben. Da sitze ich gleich in der kuschligen sauna und kann etwas entspannen.

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