WmdedgT – 5. Februar 2021

Erst spät am Freitagabend sehe ich die WmdedgT-Beiträge im Reader: Ach ja… es ist der 5. …
Frau Brüllen lädt uns wie immer zum Tagebuchbloggen ein und hier finden sich alle anderen Beiträge.

Der 5. Februar beginnt mit dem Hannoverliebsten auf dem Gästesofa – er ist am Abend angereist und wir müssen uns – wie meist – erstmal wieder an die wechselseitige Schlafnähe gewöhnen und schlafen spät und unruhig.

Zwanzig Minuten nach sieben zirpt das Handy und ich schleiche mich aus dem Wohnzimmer ins Bad. Mache dann Frühstück, koche Kaffee, schleiche ins Wohnzimmer zurück und schalte das dienstliche Laptop ein. Endlich Rückmeldung vom Chefchef zu einer wichtigen Frage, ich habe zu tun. Nebenbei ein Schälchen Haferflocken und ein Tee.
Der Hannoverliebste regt sich gerade rechtzeitig, um mich daran zu erinnern, dass ich doch zum Augenarzt gehen wollte, weil die Tropfen vom Hausarzt, der weniger auf mein Auge geschaut hat, in dem etwas stört, als auf seinen Computer, der nicht wollte, wie er sollte, nicht wirken.

Also ziehe ich schnell meine Jacke über und gehe zum Bus. Die Morgenluft ist kühl und angenehm, der Bus kommt fast garnicht zu spät und ist nicht voll, die Ärztin ist gutorganisiert und nimmt mich noch vor dem ersten Terminpatienten dran. Möglicherweise, meint sie, kommt das Störgefühl in meinem Auge von Wimpern, die auf der Innenseite meines Augenliedes wachsen, und ehe ich noch protestieren kann, zupft sie die Störenfriede raus, was keine zum-ersten-Mal-im-Leben-Erfahrung ist, die ich weiterempfehlen kann. Hinterher hat mein Auge immerhin einen Grund, wehzutun. Auf der Rückfahrt in der S-Bahn gruselt es mich schrecklich bei der Vorstellung, dass in den nächsten Tagen auf der Innenseite meines Augenlids kleine Stoppeln nachwachsen werden. Das komische Störgefühl im Auge ist auch nicht weg.

Ich bin rechtzeitig wieder zu Hause, um mich zum Hannoverliebsten an den Frühstückstisch zu setzen, einen Kaffee zu trinken, noch ein Schälchen Müsli zu essen und mich dann ins tägliche Teammeeting einzuloggen. Der Arbeitstag beginnt jetzt richtig, der Hannoverliebste hat Meetings am Wohnzimmertisch und redet über Berichtsdaten, ich habe Meetings am Schreibtisch und rede über Kontenplanänderungen; mittags essen wir in der Küche die Reste vom indischen Essen, das wir am Vorabend bestellt haben. Sehr lecker.

Gegen vier schalten wir beide unsere Rechner aus. Es gibt noch Kuchen vom Geburtstag des Sechzehnjährigen Anfang der Woche; Donauwellen-Schneewittchenkuchen, der schmeckt immernoch ganz ausgezeichnet. Dann setzen wir uns aufs Sofa und schreiben eine Einkaufsliste. Wir entscheiden uns gegen Kochexperimente und für Gulasch, das können wir nach ein paar spektakulären Fehlschlägen inzwischen supergut kochen; und ich sorge für ausreichend Gemüse und schreibe Schwarzwurzeln, Paprika, Zucchini und die Zutaten für eine Linsensalat auf die Liste.

Als wir losgehen, dämmert es schon, und es schneit.

In der Kaufhalle ist es wie immer eng und unübersichtlich und voll. Früher war hier ein Kaisers-Supermarkt, der mit seniorenfreundlichen extrabreiten Gängen und extralesbaren Beschriftungen warb, den hätte ich gerne zurück. Halbblind ohne meine Brille und schnaufend hinter der Maske ist Einkaufen noch unangenehmer als sonst, aber nach einiger Zeit haben wir alles und machen uns auf den Rückweg. Noch eine Tüte rote Linsen aus dem Reformhaus, noch eine Flasche von meinem neuen Lieblingsweißwein, und dann ist es ein herrliches Gefühl, die belebte Straße zu verlassen, die Maske abzunehmen und den wirbelnden Schnee auf dem Gesicht zu spüren.

Zu Hause sind wir ziemlich erschöpft, lachen über die Wirkung homöopathischer Küsse, liegen irgendwann nebeneinander und erzählen uns von unseren jeweils eigenen Erfahrungen mit Lissabon, von früheren Partnerschaften, von Orten, die wir gerne gemeinsam bereisen würden, wenn das wieder geht.

Gegen neun machen wir uns ein schnelles Abendessen. Ich schnippele Knoblauch, Zucchini und Paprika in einen Letschorest; der Hannoverliebste brät ein Steak, im Ofen bruzelt ein Käse für mich; dazu Reis.
Ich überrede den Hannoverliebsten, in der Küche alles stehenzulassen, klappe das Sofa schonmal halb auf, hole mein dickes Federbett, mein Himalayakissen und meinen Pyjama. Ich habe entdeckt, dass es die Lily-Brett-Verfilmung „Chuzpe“ gerade wieder in der Mediathek gibt und wir bauen das Laptop des Hannoverliebsten zum Fernsehen vors Sofa. Der Film ist auch beim zweiten Ansehen noch sehr schön.

Hinterher ist es für mich nicht mehr besonders weit ins Bett; nur noch schnell Augentropfen und Zähneputzen. Der Hannoverliebste beendet den Tag mit der Online-Zeitung, während ich schon tief und fest eingeschlafen bin.

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