13.02.2021

Diese Woche war… anders.

Kaum hatte der Hannoverliebste das Remote-Arbeiten von meinem Zuhause aus getestet, wurde diese Möglichkeit ganz wichtig, weil die Bahn wegen des Schneefalls und der Kälte ihren Betrieb erstmal einstellte. Von Tag zu Tag entschieden wir, dass die Züge noch nicht wieder zuverlässig genug waren – vielleicht wollten wir auch gern noch ein paar Tage gemeinsam verbringen. Mir waren die vielen roten Kreuzchen hinter den Bahnverbindungen in der App jedenfalls ganz recht.

Und draußen der Schnee: Wunderbare Bilder habe ich im Kopf von unseren Spaziergängen, vom schneehellen Dämmerwald, über dem rosa der Stadthimmel leuchtete; von der halb zugefroreren Spree mit Hunde- und Entenspuren auf dem Eis, mit Rissen zwischen den Schollen, die bereits wieder zufroren. Sogar der Sechzehnjährige hatte Spaß, stocherte mit langen Ästen im Eis, machte den Spaziergang zur Schneeballschlacht.

Daneben traurige Nachrichten: Viele gesundheitliche Probleme, mein Onkel und meine Stiefmutter im Krankenhaus, die ganz große Schwester nicht wohlauf. Die große Schwester sprang ein und fuhr zu unserem Vater, kümmerte sich da.

Die plötzlichen Notfälle werden nicht weniger werden; immerhin weiß ich jetzt endlich, wo sich die Steckstelle fürs LAN-Kabel im Wohnzimmer meiner Eltern befindet; ich muss keinen neuen Router kaufen und kann das Arbeiten von dort aus testen. Das entlastet mich ein bisschen, so werde ich auch mal einspringen können, wenn es notwendig wird. Echte Schule würde auch noch helfen, der Sechzehnjährige darf aus Gründen zur Zeit nur in einem Raum mit mir sein Homeschooling erledigen – oder in der Schule, so lange dort noch freie Räume zur Verfügung stehen (aber das ist nicht seine Lieblingsoption).

Schule ja. Macht sie wieder auf oder nicht? Wann? Für welche Jahrgänge? Für den Zwölfjährigen und den Sechzehnjährigen ist nichts angekündigt. Die Virusmutationen drücken aufs Gemüt, weil es so unabsehbar wird, wann irgendwas wieder öffnen kann. Die Frisöre als Bonbon fürs Volk am 1. März? Die Friseurin des Hannoverliebsten jedenfalls hat im März nur Stammkundentermine und könnte mich erst im April drannehmen. Ich werde also doch noch eins meiner Kinder überreden, mir die Haare ein Stück abzuschneiden.
Die ganz große Schwester ist Klinikmitarbeiterin. Sie bekommt als allererste von uns allen die Coronaimpfung, die zweite schon, und liegt mit hohem Fieber im Bett. Mein Vater immerhin hat nach langen, mühseligen Versuchen nun auch einen Impftermin. Auch das wird es leichter machen, ihn wieder ohne Angst zu besuchen. In Notfällen und vielleicht auch so.

Erstmal arrangieren damit, dass das Lockdownleben einfach weitergeht. Wir sind ja schon dran gewöhnt.

Die Woche mit dem Hannoverliebsten rauscht vorbei, wir arbeiten, kaufen das Nötigste ein, kochen, spazieren durch den Schnee, schauen fern, genießen es, zusammen zu sein, liegen abends auf dem blauen Sofa und reden, bis einem von uns die Augen zufallen, sind am Morgen müde, testen ein bisschen das gemeinsame Alltagsleben.
Als er am Donnerstag dann doch in einen Zug steigt, kommt der Zwölfjährige von seinem Vater zu mir.
Da jetzt beide Kinder bei mir im Wohnzimmer arbeiten, holen wir am Freitagmorgen seinen Schreibtisch aus seinem Zimmer und stellen ihn ans Fenster. Ein Tag, drei Laptops, zwei Headsets (die reihumgetauscht werden), acht Videokonferenzen, ein Mauspad zu wenig; französische Verben, deutsche Substantivierungen, ein Selbstportrait, lineare Funktionen und Wahrscheinlichkeitsbäume, englische Texte und Videos zum Klimawandel finden hinter meinem Rücken statt; und wenn der Sechszehnjährige nicht gerade genervt schnaubt, weil jemand anderes redet, dann ist die Atmosphäre arbeitsam und konzentriert. Ein guter Tag. Es wird andere geben.

Noch sind uns keine gefrorenen Seifenblasen gelungen. Nur das Balkongeländer ist jetzt mit der zuckerigen Seifenlösung verkleistert. Ein paar Tage haben wir noch, um es auszuprobieren.

2 Gedanken zu „13.02.2021

  1. kat.

    Meine Schwester hat den Trick raus mit den Seifenblasen sie fotografieren gefrorene blasen im Sonnenaufgang. Bei mir klappt es auch nicht. Dafür friere ich guglhupfformen ein und stelle eine kerzehinein am Abend. Meine 2. Impfung ist diese Woche und ich hoffe, sie bleibt ohne Nebenwirkungen. Alles Gute für euch. Man richtet sich ein. Katrin❤️

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    1. Greta Autor

      Liebe Katrin, ich wünsche Dir, dass Du die Impfung ohne schlimme Nebenwirkungen hinter Dich bringen kannst und dann supertoll geschützt bist!!! Die Idee mit den gefrorenen Gugelhupfformen ist sehr schön. Schneelaternen probieren wir vielleicht beim nächsten Wintereinbruch aus… Mit den Seifenblasen hat es bei uns dann doch noch geklappt, und es war sehr, sehr schön. Man sieht ihnen ja beim Gefrieren zu, die Eisblumen wachsen langsam über die Blase… Alles Gute auch für Dich! Liebe Grüße von Greta

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