WmdedgT – 05.05.2021

Es ist Tagebuchblogtag – Frau Brüllen fragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? – und alle, die mitmachen, verlinken sich hier. Voila:

Um 6.30 klingelt der Wecker, zum letzten Mal wache ich in Weimar auf. Draußen Morgensonne, das ist schön. Ich gehe ins Bad und sage hinterher meinem Vater Bescheid, dass er jetzt an der Reihe ist. Unterdessen mache ich Frühstück. Wir sitzen noch über Kaffee und Marmeladenbroten zusammen, als kurz vor acht die Pflegeschwester – mit einem Praktikanten im Schlepptau – für die täglichen Verrichtungen klingelt. Hinterher frühstücken wir fertig.

Ich bereite Tabletten für die nächsten Tage vor, bringe Müll weg und hole die Zeitung, packe dann meinen Koffer und setze mich mit dem Handy in die Küche, um die ganz große Schwester zu fragen, wann sie ankommen wird. Dann schaue ich mal auf meinem Blog-Reader vorbei und lese eine ganze Weile. Später kommt mein Vater dazu, wir sitzen ein wenig in der Küche, ich fange an, Möhren für einen Rohkostsalat zu schälen. Zwischendurch meldet sich die große Schwester aus ihrem Homeoffice und fragt nach, wie es uns geht. Während ich mit der Küchenmaschine kämpfe – sie hat zwei Verriegelungsmechanismen, von denen ich immer nur einen verriegeln kann, nicht aber beide gleichzeitig – klingelt die ganz große Schwester schon an der Tür. Sie wird für die nächsten Tage in Weimar bleiben, bis die Frau unseres Vaters, die ein paar Tage Urlaub hinter den sieben Bergen macht, wieder zurückkommt.

Wir haben uns lange nicht gesehen und freuen uns sehr, dass wir den Tag gemeinsam verbringen können. Wir sitzen zusammen und erzählen ein bisschen, dann reibe ich die Möhren einfach per Hand, hole den Gulasch vom Balkon (kalt genug war es ja), setze Kartoffeln auf. Wir speisen prächtig. Zum Nachtisch gibt es Götterspeise mit Vanillesauce, denn mein Vater mag Süßes und solche Wünsche sind ja erfüllbar.

Während unser Vater sich ausruht, erkläre ich der ganz großen Schwester noch dies und das – wo sind die Kartoffeln versteckt, welche Medizin muss abends am Bett stehen, wann kommt die Physiotherapeutin, wo hängt welches Handtuch – und dann trinken wir zu dritt Kaffee. Hinterher haben wir noch genug Zeit, um eine Runde rauszugehen und frisches Brot von der Brotmanufaktur zu holen und ein halbes Stündchen zu spielen; es reicht auch für eine Dusche für unseren Vater und ein frühes gemeinsames Abendbrot. Dann bringt die ganz große Schwester mich und meinen Koffer zum Bus.

Natürlich muss das Band meiner FFP2-Maske genau jetzt reißen, so dass ich etwas unbeholfen mit meinem großen Koffer in der einen und dem Handy mit der Fahrkarte in der anderen Hand in den Bus steigen und gleichzeitig noch die Maske festhalten muss; der Busfahrer hat zum Glück Erbarmen und besteht nicht darauf, meinen Fahrkarten-QR-Code unbedingt einzuscannen; ich darf mich hinsetzen und nach der Ersatzmaske kramen. Am Bahnhof habe ich ein bisschen Umsteigezeit; es weht ein eiskalter Wind, ich bin froh, dass die ganz große Schwester mich gewarnt hat und ich unter der Winterjacke noch eine Schicht extra angezogen habe.

Die Rückreise klappt prima, alle Züge sind pünktlich und schön leer. Die Frühlingsdämmerung vor dem Zugfenster ist wunderschön – blühende Bäume, grüne Felder, drohende Regenwolken. Ich entknote meine verhedderten Kopfhörerkabel und schalte die letzte Folge vom NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ ein. Nebenbei schreibe ich mit dem Hannoverliebsten hin und her, fange an, bei Frau Brüllen in den WmdedgT-Einträgen zu stöbern und versichere mir, dass es auf Reisen ok ist, mehrere Dinge gleichzeitig mit dem Handy zu machen und dass ich ein andermal ganz bestimmt ein Digitalfasten einlegen werde.

Erst in der Berliner S-Bahn sind wieder Leute, die die Marke cool unter der Nase tragen statt davor. Willkommen zu Hause. Meine Wohnung riecht ganz leer und seltsam (ich hätte die Sträuße mit den welkenden Zweigen vielleicht doch VOR meiner Abreise entsorgen sollen); Heinzelmännchen waren inzwischen auch keine da. Aber die andere Mitmutter hat die Blumen gegossen, die Tomatenpflanzen leben alle noch.

Ich rufe schnell in Weimar an, um Bescheid zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Dann rufe ich den Hannoverliebsten an: nur noch zwei Tage, bis wir uns sehen! Ich notiere schnell ein paar dringende Punkte auf der To-Do-Liste für morgen (drei Überweisungen, vor allem – Prinzip Hoffnung hat letztes Jahr ja auch funktioniert – die 2. Rate für das Ferienhaus in Dänemark; nachprüfen, ob Ausweis/Kinderreisepass der Jungs noch gültig sind; und den Neun-Uhr-Termin mit der Chefin zur Optimierung und Beschleunigung der Arbeitsprozesse in der Abteilung sollte ich besser auch nicht verpassen). Dann schenke ich mir zwei Finger hoch selbstgemachten Likör ins Glas, ziehe das Kabel aus dem Koffer und den Rechner aus dem Rucksack und schalte ihn ein: Zeit zum Bloggen.

Jetzt nur noch Bad und Bett.

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