Es ist wieder einmal soweit – Frau Brüllen fragt uns, was wir eigentlich den ganzen Tag über so tun. Alle Beiträge dazu finden sich hier. Und das war mein Tag:
Aufgewacht gegen sieben Uhr. Wenn ich ausschlafen könnte, bin ich um diese Zeit oft ganz munter. Stehe also auf, mische mir ein Müsli, mache Kaffee dazu und ziehe ein paar warme Sachen über. Frühstück auf dem Balkon, das geht ja nicht mehr lange, das möchte ich noch ein paar Mal genießen.
Heute ist ein Trödeltag, an dem ich ganz alleine bin. Gleich nach dem Frühstücken bringe ich erstmal den Balkon in Ordnung, entferne welke Blätter, schneide einiges zurück und sammle Samen von Cosmea, Sonnenhut, Rucola und der roten Zinnie. Weil morgen testweise jemand kommt, um meine Wohnung zu reinigen, fange ich dann mit einer Aufräumtour an. Schlafzimmer, Küche, Bad, Flur. In der Küche stehen sechs Sektgläser, die ich gestern auf einem Hinterhofflohmarkt in Hannover erworben habe; im Flur liegt noch der unausgepackte Koffer mit Fahrradhelm, schmutzigen Sachen und einer feinen blauen Bluse, die auch vom Hinterhofflohmarkt stammt. Ich packe aus und räume weg und krame mich quer durch die Wohnung. Zwischendrin ruft die ganz große Schwester an und wir nehmen uns Zeit für ein ausführliches Gespräch, ich liege dabei gemütlich auf dem Sofa, Kaffee ist auch noch in der Nähe.
Gegen Mittag improvisiere ich aus einem Rest roter Linsen, drei Knoblauchzehen, ein paar Datteln, gemahlenen Haselnüssen und etwas Sahne eine Nudelsauce. Nebenbei schreibe ich Textnachrichten mit dem Hannoverliebsten. Beim Auspacken habe ich in meiner Hosentasche seinen Wohnungsschlüssel gefunden, ich hatte ganz vergessen, dass ich den nicht zurückgelegt hatte.
Ich esse auch meine Linsennudeln auf dem Balkon. Hinterher gönne ich mir den Sonntagsluxus, mich ein paar Minuten aufs Sofa zu legen. Dann räume ich noch das Wohnzimmer auf und fange an, am Computer Kram abzuarbeiten: Die Bahnfahrkarte, die ich wegen des Streiks nicht genutzt habe, muss reklamiert werden, die Schulen der Kinder haben drölfzig Emails geschrieben, das Entgelt für den Online-Sportkurs ist fällig und der Hausnotruf meines Vaters will noch eine Datenspeicherungseinwilligung von mir. Dann verblogge ich meinen Urlaub. Die Sprachlernapp erinnert mich daran, dass ich heute noch nicht gelernt habe, also kommen auch die dänischen Verben zu ihrem Recht; eine Einkaufsliste muss geschrieben werden und ich verschaffe mir einen Überblick über die Termine der Woche. Weil am Dienstagabend ein geselliges Elternzusammensein in der Schule des Zwölfjährigen stattfinden soll, muss die Einkaufsliste nochmal ergänzt werden: Fingerfood wird erbeten.
Dann ist es höchste Zeit, rauszugehen. Die Radfahrwoche hat meiner Kondition gutgetan, ich laufe zwei Stunden durch den Stadtwald und durch den Park, nasche ein paar Mirabellen vom Wegesrand, setze mich ein Weilchen auf eine Bank in den Blumengarten, streife ein paar Blumensamen in ein Papiertaschentuch und – ich kann es einfach nicht lassen – bestimme ein paar Bäume und nehme fürs Herbarium des Zwölfjährigen noch Schwarzesche und gemeinen Hasel mit. Die besetzen dann wirklich die allerletzte Ecke auf dem Wohnzimmertisch; der liegt jetzt komplett unter einer zwanzig Zentimeter hohen Decke aus dicken Büchern.
Zum Abendessen mache ich mir Brote mit der leckeren Dattel-Walnuss-Käsecreme, die der Hannoverliebste mir gestern gekauft und nach Berlin mitgegeben hat, weil er weiß, wie gerne ich sie esse. Dazu gibt es Minitomaten vom Balkon, Kräuter direkt aus dem Pflanzkasten und Radionachrichten. Ausführliche Zeit im Bad, Tagesschau, Entspannungsfernsehen. Kurz vor zehn ruft der Hannoverliebste an, wir tauschen uns ein Weilchen über unseren Tag aus. Jetzt noch fertigbloggen… und dann schlafen.