Am langen Oktoberanfangswochenende Besuch vom Hannoverliebsten gehabt. Netterweise konnten wir beide am Freitag schon Urlaub nehmen und den Tag mit dem eindeutig schönsten Wetter für eine Radtour nutzen, 50km von Seddin nach Zossen. Malerische Dörfer, Seeufer und Wald; blauer Himmel und Sonne; Kürbisse hätte man kaufen können, Marmeladen, Birnen. Kleine Kirchen besichtigen, den Schlosspark von Blankensee. Auf dem Steg am See hielten wir Picknick, während auf dem See Scharen von Gänsen Absprachen für den Flug nach Süden trafen. Später Friedensstadt, das Wohnprojekt der Johannischen Kirche, das nach einigen Wirren der Geschichte des 20. Jahrhunderts jetzt wieder genau das ist, ein Ort, an dem Menschen wohnen und leben. Noch später unangenehme Strecken an Landstraßen, am Ende entlang des Nottekanals nach Zossen. Großes Missgeschick: die unterwegs gefundenen Parasolpilze, die ich sorgsam im Stoffbeutel an die Fahrradtasche geknotet hatte, schafften es nicht bis nach Hause. Der Stoffbeutel wanderte tückisch um die Fahrradtasche herum, geriet in die Speichen des Hinterrads, verwickelte sich dort mehrfach, Ergebnis Pilzbrei. Sehr, sehr schade.
Samstag besuchten wir gemeinsam ein Kaufhaus, warme Büropullover fehlten mir, der Hannoverliebste erwarb eine Hose. Wegen einer Demonstration fuhr leider die Buslinie 100 nicht, das war auch schade, wir hätten den Regentag gern zum Sightseeing per Bus genutzt. Am Sonntag zeigte ich dem Hannoverliebsten ein paar Ecken von Kreuzberg, das war schön. Tapfer saßen und aßen wir gegen Abend draußen, marokkanisch, Tajine mit Lamm, Aprikosen und Pflaumen, das liebe ich sehr. Den Tag der Deutschen Einheit konnten wir nicht wirklich feiern, morgens erhielt der Hannoverliebste die Nachrricht, dass unsere Ferienwohnung in Paris vom Anbieter storniert worden sei – es dauerte den halben Tag, bis wir eine deutlich teurere und etwas ungünstiger gelegene Ersatzwohnung gebucht hatten, nun ja.
Bahnpech: Auf dem Weg zu mir war der Zug des Hannoverliebsten wegen irgendetwas am vorausfahrenden Zug verspätet; auf dem Rückweg am 3. Oktober geriet der Hannoverliebste an einen Zug mit Türstörung; heute in den großen Bahnausfall in Norddeutschland. Wir haben in den letzten Monaten selten reibungslos reisen können.
Die Woche bescherte mir mal wieder rätselhafte Schmerzen in Bein und Fuß – und Äpfel und Quitten in größeren Mengen. Es passte gut, dass ich einen Konzertbesuch und eine Wanderung schon abgesagt hatte, weil die Jungs gerade viel Lernzeit für Klassenarbeiten und Klausuren brauchen. Obst kleinschnibbeln kann man ja gut im Sitzen auf dem Balkon. Inzwischen ist mein ganzer großer Vorrat an leeren Schraubgläsern mit Apfel-Quitten-Mus, Quittenmarmelade und Quitten in Ingwer-Earl-Grey-Sirup (Rezept bei der Kaltmamsell) gefüllt, außerdem sind diverse Gläser Likör angesetzt. Am Anfang der Woche muss dann ein Fußspezialist gefunden werden, der herausfinden und mir erklären kann, warum da immer wieder etwas wehtut – der Kiezorthopäde hilft zwar akut mit Kinesiotapes, hat aber für Kassenpatienten nur eine Aufmerksamkeitsspanne von anderthalb Sätzen, so dass die Diagnose jeweils davon abhängt, welche schmerzende Stelle man als erstes erwähnt.
Außerdem:
Der Ahorn im Hinterhof trägt goldenes Laub.
Weil die große Straßenkreuzung in der Nähe meiner Wohnung gesperrt ist – irgendwelche Wasser- oder Abwasserrohre waren so marode, dass eine sofortige Reparatur notwendig wurde – quält sich der Verkehr durch die Nebenstraßen im Kiez, man kann sie zur Hauptverkehrszeit kaum überqueren.
Die toten Baumstämme im Stadtwald werden von Pilzen erobert. Ich reden meinem Fuß gut zu, ich muss unbedingt am nächsten Wochenende in die Pilze gehen.
Im Homeoffice so gefroren, dass ich zum ersten Mal die Heizung anstellen musste.
Packlisten schreiben, Reiseführer lesen: in zwei Wochen bin ich im Waldhäuschen, mit dem Dreizehnjährigen. In drei Wochen sind wir in Paris, hach.