Ende Januar. Habe mich schon fast daran gewöhnt, „2023“ zu schreiben. Der Januar ist immer einer der längsten Monate; dieser war auch recht ereignisreich.
Der Jahreswechsel ruhig, nur der Hannoverliebste bei uns zu Gast, die Zeit am Silvesterabend vertreibt uns eine wilde Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Partie vertrieben, alle kämpfen leidenschaftlich, ich gewinne.
Ein paar Tage ohne Kinder – ich muss zwar schon arbeiten, finde aber eine Freundin, die Zeit für einen Besuch in der großen Saunalandschaft hat, die ich pandemiebedingt besonders mag, weil man so viel draußen sein kann. Wir genießen den Abend sehr.
Am nächsten Wochenende hole ich einen Besuch in Thüringen nach: bei der großen Schwester, bei meinem Vater, auf dem kleinen Dorffriedhof, auf dem die Gräber meiner Großmutter und meiner Mutter jetzt bald eingeebnet werden, bei meinem Onkel.
Dann wieder Erwerbsarbeit – intensiv, wie immer im Januar. Ausreichend Überstunden für zwei lange Wochenenden sammeln sich an.
Der Hannoverliebste zu Besuch, er kauft ein und kocht, wir machen zusammen lange Spaziergänge, um die Schreibtischarbeit auszugleichen, und schauen hinterher auf unsere Schrittzähler. Wir lösen Kinogutscheine ein, die ich 2015 geschenkt bekommen habe, und schauen uns „Was man von hier aus sehen kann“ an; für den Hannoverliebsten, der das Buch nicht kennt, funktioniert der Film nicht so gut, ich bin auch etwas enttäuscht, obwohl der Film so liebevolle Bilder findet, illustriert er mehr seine Vorlage, als selbst zum Kunstwerk zu werden.
Mehr Arbeit, teils im Büro, teils zu Hause. Wenn ich ins Büro fahre, steige ich morgens eine S-Bahn-Station früher aus und laufe ein Stück, an der Baustelle entlang, wo immer schon eine junge Frau in einem Container an einem Schreibtisch sitzt und ganz bestimmt das Bauprojekt kooridinert; an den kleinen Reihenhäuschen mit Gärten entlang, in denen man bestimmt glücklich ist, bis zum Bürogebäude, wo ich den Pförtner begrüße und – gute Vorsätze und alles – noch drei Stockwerke Treppen laufe.
An den Homeofficetagen gehe ich manchmal morgens eine Runde in den dämmergrauen Wald, in dem tatsächlisch schon die ersten Vögel ihre Stimmen ausprobieren.
Der Geburtstag des Dreizehnjährigen läutet die Festsaison ein, ich backe bis zur Erschöpfung Lieblingskuchen, am Geburtstag selbst kommt der Vater des jetzt Vierzehnjährigen mit seinem Kleinkind zum Kaffeetrinken und Abendessen, wir lesen aus dem „Unnützen Wissen für Teenager“ vor und ich lerne, dass meine Kinder beide der Generation Z angehören (Gefühl des Kontrollverlustes über die Zukunft, politisches Engagement, weil die Politik die Interessen dieser Generation ignoriert, gute Chancen am Arbeitsmarkt wegen Fachkräftemangel), das Kleinkind aber der neuen Generation Alpha.
Jetzt wieder Wochenende. Frühe Aufstehen, denn der Vierzehnjährige fährt zu einem Schachturnier. Großputz, Planen für den Geburtstag des Siebzehnjährigen. Der sitzt am Laptop und bastelt an seiner Bewerbung für ein fsj. Draußen ein konsequentes Januargrau, aber das macht nichts, das wird ja besser. Im Kleinen wenigstens ist manches ok; ist einiges so, wie es sein soll.