Osterferien. Zwei Tage habe ich mir freigenommen. Manches funktioniert (Die Känguru-Chroniken als Heimkinonachmittag anschauen); manches funktioniert nicht so gut (meine Idee, mit dem Elfjährigen und dem Fünfzehnjährigen mal wieder Linoldrucke zu machen. Das gehört in den Winter und es gehören Freunde dazu eingeladen…) Mir tut die Struktur gut, die meine Homeofficearbeit mir gibt, stelle ich nach den zwei freien Tagen fest; der Arbeitsbeginn ungefähr halb neun, das Teammeeting am späten Vormittag, meine Nachmittagsrunde im Wald nach dem Feierabend.
Dem Elfjährigen und dem Fünfzehnjährigen tut die Ferienwoche bei ihrem Vater gut, vermute ich; weil dort das Familienleben mit Baby und Großpatchwork ungefähr genauso chaotisch abläuft wie sonst, während bei mir fast alles, was uns gemeinsam froh macht und womit wir unter normalen Umständen unsere Ferien hätten verbringen können – Ausflüge, Schwimmbadbesuche, Freunde und Familie, die uns besuchen oder die wir besuchen – gerade entfällt. Für den Elfjährigen gibt es inzwischen Online-Kinderschachturniere, das ist ein Lichtblick. Um den Fünfzehnjährigen mache ich mir noch immer Sorgen; anscheinend hat das selbständige Arbeiten für die Schule dann doch nicht so gut geklappt, vermutlich ist nach den Ferien das eine oder andere nachzuarbeiten. Wie ich ihn noch zwei oder drei oder fünf Wochen zu Hause bei Laune und zum Arbeiten für die Schule anhalten soll, weiß ich nicht.
Die vorösterlichen freien Tage ohne die Kinder verbringe ich in gemütlichem Tempo. Die Steuererklärung wird fertig, die Hausarbeit verringert sich auf einen angenehmen Ein-Personen-Level, ich spanne den großen gelben Sonnenschirm auf dem Balkon auf und setze mich mit einem Buch darunter. Die Karfreitags-Waldrunde gehe ich schon am späten Vormittag, gemeinsam mit der anderen Mitmutter. Obwohl wir so früh losgegangen sind, sind schon so viele Menschen unterwegs, dass wir ständig ausweichen müssen. Überall im Unterholz haben Kinder Hütten aus abgestorbenen Ästen gebaut. Vielleicht wird es eine ganze Generation geben, die in diesem Frühjahr den Wald lieben lernt? Für mich verbindet sich der Geruch verwesenden Bärlauchs Tag um Tag mehr mit der dumpfen Sorge um die nächsten Wochen und Monate. Wann werden wir wieder angstfrei und ohne Mindestabstand mit anderen Menschen zusammen sein können? Reisen, Konzerte besuchen, Essen gehen, Urlaub machen?
Am Abend bin ich gedrückter Stimmung. Es tut gut, dass die große Schwester anruft. Auch ihr macht es Sorge, dass wir nicht wissen, wie es mit den Einschränkungen weitergehen wird. Aber irgendwann lachen wir wieder und erzählen uns auch die guten Dinge: von den Wildbienen, die im Bienenhotel auf dem Balkon der großen Schwester leben und den ganzen Tag dort herumsummen; vom Online-Bauchtanzkurs, für den ich in dieser Woche eine interessante Probestunde mitgemacht habe.
Ja, es geht uns weiterhin gut.