Der Kiez, in dem ich lebe, ist eine Durchgangsstation für junge Familien auf dem Weg ins Eigenheim. Schon die erste Freundin, die ich hier gefunden habe, die mit mir gemeinsam lange Kinderwagenspaziergänge machte – ich schob meinen ersten Sohn, sie ihre erste Tochter – verließ die Stadt kurze Zeit später Richtung Vorortsiedlung. Far, far away.
So ist es seither weitergegangen.
Vor ein paar Tagen habe ich wieder von zwei Familien erfahren, die wegziehen werden, beide aus dem Haus, in dem wir wohnen. Diesmal ist der beste Freund des Vierjährigen dabei. Er bleibt in der Kita und im Schuleinzugsgebiet, aber trotzdem: kein spontanes Klingeln mehr an der Tür, kein gemeinsames Spielen ohne großes vorheriges Verabreden. Keine gemeinsamen Abendessen, die sich einfach ergeben. Und die Patentante des Vierjährigen, die bisher nur ein paar Häuser von uns entfernt wohnt, wird Berlin ganz verlassen.
Die Freunde, die wir hier hatten; die Kinder, mit denen meine im Hinterhof spielen konnten – das waren die Gründe, aus denen ich gern hier lebt habe. Jetzt – während ich wegen denen traurig bin, die in diesem Jahr fortgehen werden – fühle ich mich so, als ob mich nur noch das Wechselmodell hier festhält. Zwischen denen, die es nicht hinkriegen mit dem eigenen Haus, denen ohne Arbeit, den Alleinerziehenden; den wenigen Alteingesessenen, die hier in Ruhe altern; den immer neuen jungen Familien mit ihren großen Plänen.
Ja, ich bin traurig. Und das wird kein bisschen besser, wenn die Mutter des besten Freundes meines Vierjährigen mir anvertraut, dass ich eigentlich gar keine Lust hat, wegzuziehen. Erzähl mir lieber, dass du dich auf dein Häuschen freust, möchte ich ihr sagen. Vielleicht freue ich mich dann sogar mit, für dich. Oder bleib halt einfach hier.