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Rezeptkategorie: Kühle Mischungen

Ausgangsbasis für unser heutiges Rezept ist eine einfache Januarwoche (ca. 700-900gr).

Braten sie drei nicht verschiebbare Abgabetermine im Büro mit einer Nierenentzündung und einer Packung Antibiotika scharf an; lassen Sie fünf Tagesportionen Büroarbeit auf kleiner Flamme auf die Hälfte einkochen, fügen Sie dem Konzentrat drei halbe Tage Bettruhe hinzu und rühren Sie alles zusammen unter Ihre Januarwoche.

Schlagen Sie einen 8. Kindergeburtstag zusammen mit zwei Backmischungen für Brownies und 30 Eierlikör-Becherküchlein schaumig und heben Sie die Masse vorsichtig unter den Wochenteig. Lassen Sie unter ständigem Rühren 8 Esslöffel Organisationskram für die Kinderparty am Wochenende hineinfließen.

Als knackige Einlage fügen Sie einen kleinen Streik der Schul-Erzieherinnen, eine Zeugnisausgabe mit Schulschluss um 11.10 sowie einen erkältungskranken Elfjährigen und einen allerallerletzen Tag der offenen Tür an einem allerallerletzen Gymnasium hinzu – in nicht mundgerechten Stücken.

Geben Sie nun so viel Hilfe von der ganz großen Schwester (die – wie gut! – gerade zu Gast ist) in die Mischung, bis alles zusammen genießbar wird, und würzen Sie mit reichlich Erleichterung und Dankbarkeit.

Kühlen Sie die Wochensuppe auf ungefähr Null Grad, richten Sie sie auf Tellern an und garnieren Sie großzügig mit hustenden, fiebrig dreinblickenden Klassenkameraden und Wartezeiten an der S-Bahn wegen Notarzt- und Polizeieinsätzen.

Guten Appetit!

Dazu passt ein süßer Nachtisch, den Sie ganz einfach aus folgenden Zutaten mischen können: Ein Geburtstagsständchen um 5.30 im Bad; ein fröhliches Geburtstagsfrühstück mit Kerzen und lauter Dingen, die der jetzt Achtjährige gerne isst; freudiges Staunen beim Geschenke-Auspacken; ein lustiges Geburtstagsspiel mit Eletro-Kakerlake; 650 neue Lego-Kleinst-Teilchen; eine dunkelrote Rose; eine trotz Grippewelle wirklich freundliche Sprechstundenhilfe; ein paar faule Sofaabende mit der ganz großen Schwester; etwas Kaffee-Likör und reichlich Knusperkeks-Schokolade.

Zuckerstreusel und Geschichten

Am Schönsten an Kindergeburtstagen finde ich die Vorabende.

Alle sind in festlicher Stimmung. Wir backen die traditionellen Becherküchlein – der gerade-noch-Sechsjährige macht bei seinen den Teig schon selber und streut später bunte Zuckerstreusel auf die Küchlein, die ich mit Zuckerguss überziehe; der gerade-noch-Zehnjährige macht schon alles von Anfang bis Ende selber, und ich gebe neidlos zu, dass seine Küchlein hübscher sind als die, die ich mit seinem kleinen Bruder gemacht habe.

Beim Abendessen erzählen wir Geschichten. Auf dem Tisch steht ein Osterglockenstrauß, genausoeinen habe ich heute vor elf Jahren auch gekauft, sage ich, und dann am Nachmittag habe ich die Lichterkette, die inzwischen über unserer Küchentür hängt, in meinem großen Zimmer angebracht, und als ich auf der Leiter stand, habe ich gemerkt, dass mein Baby bald geboren wird, und das warst du! Ich erzähle davon, dass ich in der Schwangerschaft – in beiden – kein Brot essen mochte (ich erinnere mich, ja, ruft der Zehnjährige, als der Siebenjährige in deinem Bauch war, hast du morgens immer so Hirsebrei gegessen, so weißes Zeugs!), und dass ich mir damals vor elf Jahren, abends nach der Arbeit, in der alten Wohnung noch, immer Gemüse gekocht habe. Wie schlimm ich das Essen in den zwei Wochen Spanienurlaub fand, die ich mit dem Vater der Kinder vor der Geburt des gerade-noch-Zehnjährigen gemacht habe, und von dem legendären Einkauf beim Spätlidl am Insbrucker Platz hinterher, wie ich zu Hause schon beim Auspacken die Packungen von Körnerbrötchen und Schinkenwürfeln aufgerissen und beides in mich hineingestopft habe, weil mir nach diesem Urlaub alles, alles wieder schmeckte.

Ich erzähle vom Umzug, zwei Monate vor der Geburt des Großen, vom Möbelaufbauen und Möbellackieren, vom Wäscheständer voller winziger Strampler und Socken. Von meiner Freude. Von der Sonne, die um sieben Uhr morgens vom blauen Himmel leuchtete, als mein Sohn neugeboren auf meinem Bauch lag. Davon, wie schrecklich sich sein Papa beim Anziehen des Babys angestellt hat, wie die Hebamme kopfschüttelnd danebenstand und wie wir dann die Schnallen vom Kindersitz für die Heimfahrt nicht zugekriegt haben… Wir Anfängereltern.

Auch für den gerade-noch-Sechsjährigen gibt es Geschichten. Am Abend vor deiner Geburt, erzähle ich, war ich mit Freundinnen beim Inder essen, mit meinem dicken, dicken Bauch, der kaum noch zwischen Stuhl und Tisch passte. Und dann wolltest du unbedingt noch in derselben Nacht geboren werden, weil du bestimmt die indischen Gewürze nicht mochtest. Ja, so war das, nickt mein Kind, das bis heute nichts kräftigeres als den Geschmack von weißem Streichkäse mag.

Der grade-noch-Zehnjährige weiß noch genau, wo später sein Schutzgitter stand, in dem er bauen konnte, ohne dass sein kleiner Bruder – damals im Krabbelalter – ihm alles kaputtmachen konnte. Er flitzt in sein Zimmer und zeigt uns die Stelle. Und nachts, sagt er zu seinem kleinen Bruder, heute noch empört, hast du geschnarcht! Der an-diesem-Vorabend-schon-Siebenjährige kichert.

Später, wenn die Kinder im Bett sind, decke ich den Frühstückstisch mit den Bürgeltellern und den Namenstassen, stelle Blumen hin und die Taufkerzen, von denen jeder meiner Söhne zwei hat. In meinem kleinen Schlafzimmer hole ich die Kisten vom Schrank, in denen die Geschenke versteckt sind, wickle sie in die Stoffbeutel, die wir nun schon lange zum Einpacken benutzen, schleiche ins Zimmer des schlafenden Geburtstagskindes und baue den Geburtstagstisch auf.

Ich gehe im Kopf die Zutaten fürs Wunschfrühstück am nächsten Morgen durch, treffe letzte Absprachen für die Feier, erinnere mich.

Auch den frühen Geburtstagsmorgen liebe ich, ja doch: tappende Kinderfüße, viel zu früh; eine dicke Geburtstagsumarmung, die Freude über das erste Geschenk und vielleicht noch das zweite –

Das alles ist schöner als das Chaos, in dem das Geschenkeauspacken unweigerlich endet. Schöner als der unsägliche Lärm im Indoorspielplatz, wo der Siebenjährige mit seinen Freunden tobt; sogar schöner als der Hochseilgarten, in dem nicht nur der Elfjährige behände mit seinen Freunden nach oben turnt, sondern auch ich Freude an der Herausforderung habe, aber angespannt bin, soooo angespannt, weil doch heute alles, alles schön werden soll.
Schöner als die Hektik eines Geburtstages zu Hause, an dem das Essen zur richtigen Zeit auf dem Tisch stehen soll, das Geburtstagkind wegen irgendeiner Enttäuschung getröstet werden muss, nie genug Zeit für alle Spiele und alle Freunde und alle liebevoll geschriebenen Geburtstagskarten ist; der viel zu schnell vorbeigeht und niemals so ganz hält, was der Vorabend verspricht, an dem wir zusammensitzen und Geschichten erzählen… und uns erinnern.

Times of Trubel

Die Ereignisdichte erreicht auf einer Skala von Eins bis Zehn bedenkliche Achtkommasieben.

Beträchtliche Teile meiner Verwandschaft haben ihre 50. Geburtstage in die ersten beiden Monate diesen Jahres gelegt, so dass ich mit einem Bein eigentlich immer in einem Zug von oder nach Thüringen stecke. Zudem haben meine Eltern den Umzug in ihre neue, altersgerechte Wohnung auf Anfang März terminiert – und ich würde mich schämen, so garnicht zu helfen, weil doch aussortiert und verkleinert werden muss; weil doch die Kräfte meines Vaters und die Menge der in seinem Arbeitszimmer lagernden Bücher, Dokumente und, ähm, Dinge in einem schlechten Verhältnis zueinander stehen.

Hier in Berlin unterdessen werden meine Kinder beide ein Jahr älter, gefühlte Myriaden an Becherküchlein müssen gebacken, glasiert und verzehrt werden; Wunschfrühstücke sind auszurichten, Geschenke rechtzeitig aus abgelegenen Paketshops abzuholen, beim Hochseilgarten muss noch Essen bestellt und das Zeitbudget der Paten des Zehnjährigen mit unseren Feierplänen abgestimmt werden.

Im Büro werden wichtige Termine inzwischen regelmäßig in der Nacht vorher vorbereitet, eher kommen die großen Chefs nicht dazu, ihre Vorstellungen von dem, was überhaupt vorbereitet werden soll, weiterzugeben. In einer Telefonkonferenz am Freitagnachmittag müssen allerhand Kollegen von nah und fern einem Zeitplan zustimmen, der ab März gelten soll und – knapp zusammengefasst – für fast alle jeden Monat doppelt so viel Arbeit in halb so viel Zeit bedeuten wird. „Anyone who is uncomfortable with this should speak up now“, sagt der Organisator, aber offensichtlich sind wir hier bei „Des Kaisers neue Kleider,“ niemand möchte für faul und inkompetent gehalten werden. Der einzige, der aus seiner gesicherten Chefposition heraus einzuwenden wagt, dass der neue Zeitplan „challenging“ ist, wird auch sofort fernmündlich genasenstübert.
Dass in unserem vierköpfigen Team schon seit Jahresanfang eine Vollzeitkraft überarbeitungskrank ausfällt und vertreten werden muss, macht meine Schlaflosigkeit und meine Angst vor den nächsten Erwerbsarbeitsmonaten auch nicht gerade besser.

Umso verbissener verbringe ich selber jede freie Minute in Arztpraxen; lasse mir morgens auf dem Weg zur Arbeit meine allwinterliche Dosis an Vitamin B spritzen; strecke nachmittags meiner Hausärztin und diversen Kinderspezialisten flehend Mutterkindkur-Anträge entgegen, vielleicht argumentiert ja irgendwer so überzeugend, dass sie eine Ausnahme von dieser Vierjahresregel machen.

Ich könnte das brauchen.

 

 

Kindergeburtstag #1/11

Meine übliche Beschäftigung im Januar ist das Organisieren von Kindergeburtstagen. Also, von einem, denn für den anderen ist, immer im Wechsel, der Vater meiner Kinder zuständig (und ich gehe dann nur mit und sorge dafür, dass auch all das funktioniert, was der Vater meiner Kinder nicht bedacht hat und habe Spaß).
Letztes Jahr hatte ich den Joker – der damals noch Fünfjährige wünschte sich nichts anderes, als seinen sechsten Geburtstag in dem Indoorspielplatz zu feiern, den ich im Jahr vorher für den neunten Geburtstag des damals noch Achtjährigen gefunden hatte.
Dieses Jahr hat der Vater meiner Kinder diesen Joker, der Sechsjährige möchte genau da wieder hin. Und ich bin dafür zuständig, einen wunderschönen Tag für den Zehnjährigen zu gestalten – der bei den Alphakids seiner Klasse irgendwas von Kartfahren aufgeschnappt hat.

Eigentlich erfülle ich meinen Kindern gern Wünsche.

Richtig gern.

Seuffffffz.

Also fange ich an, mir die Webseiten von Berliner Kartbahnen anzugucken.

Von dem vielgepriesene authentischen Rennbahnflair mit seinen Abgasdüften wird mir schon beim Betrachten der Rennfahrerfotos schlecht. Um die mehreren hundert Euro, für die den bis zu 12 mitgebrachten Kindern für zweimal je 15 Minuten die ganze Bahn zur Verfügung gestellt werden würde, tut es mir sofort leid. Und was meine ehemalige Nachbarin, die schon viele Dinge getan hat, die mir niemals in den Sinn kommen würden – Kartfahren unter anderem – von blockierten Halswirbeln nach Karambolagefahrten erzählt, gibt mir endgültig den Rest.
Sollte Kartfahren nächstes Jahr immer noch cool sein, entscheide ich, kann ja der Vater meiner Kinder diesen speziellen Wunsch erfüllen. Als Autofahrer ist er dafür prädestiniert. Finde ich.

Ich verspreche meinem Sohn, dass ich mir irgendwas anderes Supertolles ausdenke – und – tataaa – wie schön, dass andere Eltern auch schon mal in der Lage waren und ihre Erfahrungen im Netz niedergelegt haben (Trommelwirbel – – – – ):

Es gibt in Berlin einen Indoor-Hochseilgarten.
Mit Kindergeburtstagsangebot.
Mit 10 Parcours für Kinder ab 1,30 Meter Größe.
Und mit  – Sie machen den Kindergeburtstag für mich gerade zu einem echten Fest!, rufe ich und möchte dem Kletterparkangestellten, der mir das gerade erklärt hat, am liebsten telefonisch um den Hals fallen – ausgebildeten Trainern, die man dazubuchen kann und die dann zwei Stunden lang mit den lieben netten Vorpubertierenden nach da oben irgendwo verschwinden. Yeah!

Natürlich gucke ich mir die ganze Sache vorher mal selbst an. Sieht alles prima aus, die Klettersteige haben unterschiedliche Höhen, so dass jeder seinen Kletterspaß haben wird (Sogar ich – denn ich muss mich ja nicht um die Kinder kümmern!). Und ich wette, dass hier noch keiner von den coolen Jungs aus der Klasse meines Sohnes seinen Geburtstag gefeiert hat.

Integriert ist der ganze Kletterpark in ein Kino in einem Einkaufszentrum, in dessen Wandelgang man – wenn man es schafft, den Kopf weit genug in den Nacken zu legen (also besser nicht nach einer Karamolage-Kartfahrt probieren) – gaaaanz weit oben wagemutige Menschen auf schwankenden Brettersteigen quer durch die Halle klettern sehen kann. Huiiii… Zum Glück dürfen die Kinder diesen Parcours noch nicht klettern, der ist nämlich erst ab zwölf.

Zwölf. AB ZWÖLF???

Aber nächstes Jahr ist ja schon Kartfahren geplant.

Zum Glück.

 

Party-Time

Am Wochenende gab es bei uns gleich zwei Kindergeburtstagsparties.

Freitagnachmittag die erste, mit dem Sechsjährigen und seinen Freunden im Indoorspielplatz. Es ist garnicht so voll, wie es an einem Freitag in einem Indoorspielplatz sein könnte. In der „Geburtstagslaunch“ stelle ich Kuchen auf den Tisch und hole an der Bar Getränke. Die Kinder toben schon mal los. Klettern, Riesenrutsche, Softballkanonen – wunderbar. Die Rutsche ist so schnell, dass der Sechsjährige nur auf meinem Schoß rutschen mag, also kriege ich meinen Teil Bewegung auch ab. Der Vater meiner Kinder spielt Kletterffange mit den wilden Jungs, das einzige Mädchen amüsiert sich (zum Glück!), meine Engel-Freundin, die einfach angeboten hat, nicht nur ihre zwei Söhne zum Geburtstag kommen zu lassen, sondern auch selbst mitzufahren, sammelt verlorene Kinder wieder ein; der Neunjährige schießt nur einmal mit einem Softball in die Geburtstagslaunch und trifft trotzdem sofort einen vollen Becher Apfelschorle. Der Sechsjährige sitzt immer mal wieder still am Tisch und hat am Abend tatsächlich das erste Legoauto fertig aufgebaut – das erst von mehreren, seine Wünsche an seine Gäste sind sehr klar gewesen. Ein Kind wird abgeholt, auf die anderen verteilen wir Berge von Mützen, Schals und Jacken, es gibt eine Runde Überraschungseier und je zwei Leuchtstäbe, die zu Armbändern oder – unter die Mütze geschoben – witzigen Leuchtbrillen werden. Und dann zockeln wir zum Bus. Ein gelungener Tag. Erschöpfung am Abend.

Am Sonntag dann mit dem Neun- äh… Zehnjährigen und seinen Freunden ein Ausflug in den Zoo. Die Führung ist großartig: eine junge Frau, die alle Fragen beantwortet; die auch mal schimpft, als zu viele von den Pellets auf den Boden fallen, die eigentlich zu den Mantelpavianen ins Außengehege geworfen werden sollen; die sich vom Gegröle der vorpubertären Jungs angesichts der nackten Affenhinterteile nicht einschüchtern lässt; die kopfschüttelnd was von „Mädchengeburtstag“ vor sich hinmurmelt, als zwei der Jungs vor dem Fleischgeruch in der Futterküche der Raubtiere nach draußen flüchten, wo der vegan lebende Vater meiner Kinder schon steht und hyperventiliert (zum Glück hat er das mit der Futterküche nicht vorher gewusst – ) und die dann mit dem strahlenden Zehnjährigen zu den Zwerg-Mangusten ins Gehege klettert, die sich Mehrwürmer aus Löchern in einem Baumstamm pulen dürfen, die die Kinder – so war der Plan – eigentlich in ebendiese Löcher hätten reinstecken sollen. Was sich nur auch keiner getraut hatte, machte aber nichts, hat unsere Zoo-Führerin es halt schnell selbst gemacht.
Im Zoo-Restaurant überlassen uns freundliche Menschen einen ausreichend großen Tisch, das Essen ist fettig und teuer, die Jungs fangen an, vom Spielplatz zu schwärmen, und auf dem Weg dahin kriegt der Sechsjährige endlich auch noch Wölfe zu sehen, ein langgehegter Herzenswunsch erfüllt sich. Auf dem Heimweg in der S-Bahn müssen wir die drei Gastkinder durch je einen dazwischensitzenden Erwachsenen trennen, sie sind außer Rand und Band (merke: Nie wieder Cola auf Kindergeburtstagen!), zerren an der von Oma selbstgestrickten Mütze, bis sie ganz ausgeleiert ist, reißen einander die Ohren vom Kopf und fallen ringkämpfend von den Sitzen. Gesegnete Großstadtanonymität, niemand in der Bahn kennt mich oder diese Kinder.
Das war die schönste Party, auf der ich jemals war, sagt der eine Gastjunge immer wieder. Na, das ist doch mal was. Entsetzliche Erschöpfung am Abend.

In den Kinderzimmern stehen noch die Geschenktische. Wissensbücher, autoförmige Nudeln, Legobausätze, Trinkhalme, Knetseife – und die Rollschuhe und Inliner, die ich meinen Söhnen schon so lange schenken wollte. Heute haben wir sie ausprobiert, bei Schneeregen im Stadtwald, wo der Weg auch bei Matsch noch schön glatt ist und einsame Spaziergänger – nicht mit der Fähigkeit des spontanen Lächelns gesegnet – uns verkniffen betrachteten, wie wir da juchzend und ungelenk durch die feuchtkalte Dämmerung rollten.

Nein, meine Laune verdirbt heute kein seltsamer Blick. Ein Jahr lang keine Kindergeburtstagsparties! Hejho, jetzt kann der Frühling kommen!

Nochmal: Ufff…

Die halbleer gegessenen Kuchenplatten zurück in die Küche, zerrissenes Packpapier in den Papierkorb. Geschenkbändchen aufwickeln. Die beiden großen Taufkerzen meines großen Sohnes und seine Fotoalben, die wir uns am Abend vor seinem Geburtstag angesehen haben, zurück ins Kinderzimmer. Die Geburtstagsschlange, die traditionell den Frühstückstisch schmückt – neun war die größte mitgelieferte Zahl zum Aufstecken, aber ich hab ja ein Jahr Zeit, mir zu überlegen, wie wir das im nächsten Jahr lösen – zurück in ihren Karton. Übriggebliebene Mitgebsel wegpacken. Meine Söhne kommen mit ihrem Vater zum Restefrühstück, danach spielen wir eine lange Runde Malefiz aus der neuen Spielesammlung des Fünfjährigen. Die Geschenke des seit gestern Neunjährigen warten noch darauf, in Ruhe besehen und ausprobiert zu werden.

Unsere erste Kindergeburtstagsparty-mit-Ausflug hat gut geklappt, überraschend gut. Die Gäste des Neunjährigen, die bei seinem vorletzten Geburtstag noch ängstliche, unsichere, wilde und teilweise rotzfreche Kinder waren, haben sich zu umgänglichen, freundlichen Jungs entwickelt, die mir und dem Vater meiner Kinder beim Kaffeetrinken ausführlich die Völkerball-Regeln erklären und hinterher allesamt auf der Strickleiter und an der Schaukelstange im Zimmer des Neunjährigen baumeln, bis wir mit dem Bus zum Indoorspielplatz aufbrechen. Das Kind, dem im Bus immer übel wird, übergibt sich nicht, und das allergische Kind kriegt keinen allergischen Schock vom Geburtstagskuchen. Im Indoorspielplatz toben die Jungs, turnen behände die riesige Rutsche hoch, verstecken sich in Räumen, die sie eigentlich nicht betreten sollen, jagen und fangen einander und sind kaum aus den luftigen Höhen des großen, schön gepolsterten Kletterkäfigs herunterzubekommen, als ihre Eltern den nicht besonders gut ausgeschilderten Spielplatz am Abend endlich gefunden haben und ungeduldig nach ihnen Ausschau halten.

Trotzdem ist der Neunjährige traurig. Mama, sagt er, die Party war eigentlich nur zum Teil schön. Und ich leide mit meinem Kind, denn ich habe es auch gesehen: Wie sehr mein Sohn außen vor war, als seine Freunde sich über Serien oder Filme oder Computerspiele unterhalten haben, deren Namen ich noch nie gehört habe. Als sie voreinander mit ihren Urlaubsreisen nach Fuertaventura oder Mallorca angegeben haben. Und später, als sie losgeflitzt sind, um sich zu verstecken, und meinen Sohn zurückgelassen haben. Nicht schnell genug, nicht cool genug, einfach keiner von ihnen. Wie gern hätte ich am Abend im Bus auf dem Heimweg ein glückliches Kind im Arm gehalten. Wie gern würde ich es ihm leichter machen, dazuzugehören. Aber ich kann es ihm nicht abnehmen, seinen Platz unter Gleichaltrigen zu finden.

Ich habe noch im Ohr, wie ich als Kind vertröstet wurde: Wenn du aufs Gymnasium kommst… dann findest du bestimmt richtig gute Freundinnen. Obwohl das sogar stimmte, war es kein Trost, wenn ich mich in den Jahren davor zwischen den anderen Mädchen – manchmal – sehr allein gefühlt habe. So wie es für meinen Sohn jetzt keiner ist, wenn ich ihm verspreche, dass er eines Tages Freunde – richtig gute Freunde – haben wird.

Uffff…

An meine eigenen Kindergeburtstagsfeiern habe ich keinerlei Erinnerungen. Einziger Beweis dafür, dass überhaupt gefeiert wurde, ist ein Foto, auf dem eine große Runde Kinder – nicht die, die ich gern eingeladen hätte, sondern die, die eingeladen werden mussten, weil sie mich zu ihren Feiern auch eingeladen hatten, so war das bei uns auf dem Dorf – im Hof steht, mittendrin mit finsterer Miene meine große Schwester, die wegen ihrer gerade angefangenen Ausbildung zur Kindergärtnerin mit mir und meinen Gästen Spiele machen musste.

Erinnerungen an Kindergeburtstagsfeiern, die ich besucht habe, sind auch spärlich. Erst mal garnicht hinwollen, nur an Mamas Hand. Später das kribbelige Gefühl beim „Der Fuchs geht rum“-Spielen. Liegt das Taschentuch schon hinter mir? Fleischklöpschen zum Abendessen, von denen mir schlecht wird.

Ungefähr so eine klassische Kinderparty – mit Schokoladenmuffins, Waffeln und Spielen – hat der von-heute-an-Fünfjährige sich gewünscht.

Ausrichten muss sie in diesem Jahr sein Papa – eine schöne Seite unseres Wechselmodells: wir reißen uns beide nicht darum, wir würden beide nicht die goldene Girlande für den besten Kindergeburtstag des Jahres gewinnen, wir wechseln uns daher fair ab. Aber ich bin eingeladen. Und das heißt natürlich, dass ich mithelfe – schon weil ich mich seiner Hilfe für die Party des Achtjährigen versichern möchte. Erst mal das Eis brechen. Ich schnappe mir die beiden jüngsten Gäste – den Jungen, der außer dem Geburtstagskind keinen kennt, und das einzige Mädchen, und spiele erst mal was mit den beiden. Und nach dem Kaffeetrinken mache ich freiwillig den Abwasch.

Unterdessen muss der Vater meiner Kinder feststellen, dass die meisten Geburtstagsgäste Topfschlagen genauso öde finden wie Erbsen-mit-einem-Strohhalm-ansaugen-und-von-einem-Schälchen-ins-andere-befördern und überhaupt alle Partyspiele. Stattdessen wird getobt. Kissenschlacht vom Hochbett runter! Dann entdecken die Kinder, dass sie von der Kommode prima auf die Kuschelmatratze springen können, das ist nicht öde, weil sie das zu Hause wahrscheinlich nicht dürfen. Am wildesten tobt der Achtjährige – heute sollte man ihn besser keiner ADHS-Diagnostik unterziehen, dass sein Bruder den ganzen Tag Geschenke kriegt und im Mittelpunkt steht, ist ziemlich hart für ihn. Dabei interessieren die Geschenke seiner Gäste den Fünfjährigen gerade jetzt eigentlich garnicht – ich muss ihn bei der Hand nehmen und mit ihm auspacken. Und mir dabei schon mal genau merken, wofür ich mich später bei wem bedanken muss und welche Bücher und Spiele ich nachher einpacken und mit zu mir rüber nehmen möchte und was ich lieber hier in der Wohnung beim Vater meiner Kinder lasse.

Der Lärmpegel steigt, ich möchte mich am liebsten in der Wäschetonne verkriechen und den Deckel über mir zuziehen. Stattdessen hole ich schnell ein paar Spiele aus meiner Wohnung und schaffe es, dass wenigstens einige der Kinder sich ein bisschen beruhigen und zehn Minuten lang mit mir Jenga spielen.

Dann pustet der Vater meiner Kinder Luftballons für alle auf. Mit denen kann man auch prima toben. Ich richte in der Küche ein Lazarett für Durstige, Trostbedürftige und Verletzte ein. Draußen wird es langsam dunkel. Alle Kinder bekommen Leuchtstäbe, die größeren Jungs schalten das Licht aus und fangen an, Diebe und Polizisten zu spielen und sich durch alle Zimmer zu jagen; der kleine Junge, der keinen weiter kennt, erzählt mir traurig, dass sein Papa ihn eigentlich abholen wollte, wenn es dunkel wird. Das einzige Mädchen möchte lieber nicht Diebe und Polizisten spielen und verwickelt mich in ein Mama-und-Papa-Spiel. Ehe ich mich versehe, bin ich die Mama, werde (Papa am Lenkrad aus Leuchtstäben) ins Krankenhaus gefahren und bringe ein Baby zur Welt, das ich den Rest des Nachmittags immer wieder stillen und wickeln muss. „Papa“ macht derweil Frühstück. Und passt schon mal auf das Baby auf, als ich mit den anderen Geburtstagsgästen doch noch eine Runde Wattepusten am großen Tisch spiele.

Und dann ist die Party zu Ende. In der der viel zu kleinen Diele werden Handschuhe, Mützen, Schneehosen und mitgebrachte Hausschuhe gesucht und Geschenkbeutelchen verteilt. Ich bedanke mich tatsächlich in fast allen Fällen für die richtigen Geschenke und hoffe insgeheim, dass alle wissen, dass ich hier nicht wohne und dass es bei einer Party, die ich organisiert hätte, noch Abendessen gegeben hätte, wenn sie erst um halb sieben endet.

Jetzt müsste man noch zwei Stunden Zeit haben. Um wieder runterzukommen, mit dem neuen Playmobil-Hubschrauber zu spielen oder Fang-den-Hut aus der neuen Spielesammlung. Aber unsere Söhne sind vollkommen fertig, beide. Und morgen ist ja Schule.

Ob meine Kinder sich später an ihre Geburtstage erinnern werden? Fotos gibt es jedenfalls. Der stolze Fünfjährige mit allen seinen Gästen – außer dem einen, der Fotografieren öde fand. Tobende Kinder auf und unter dem Hochbett, Kissen, die durch die Luft fliegen. Surreale Lichteffekte von wirbelnden Leuchtstäben im Dunkeln.

Ein Mittwoch im Winter

Blitzeis in Berlin. Auf den Gehsteigen der Hauptstraßen spielen die kleinen Streufahrzeuge Fange, in den eisglatten Nebenstraßen werden die Gestürzten eingesammelt und mit Feuerlöschzügen ins Unfallkrankenhaus gebracht. Später Schneefall.

Schon einen Tag vor dem Wintereinbruch – sozusagen in vorauseilendem Gehorsam – hat der Vierjährige wieder mal Bronchitis bekommen. Zur Wochenmitte sammle ich ihn bei seinem Vater ein, ihn und das Inhaliergerät und die Nasentropfen und den Hustensaft und den Kuschelhasi und die von der Kinderärztin angemischte Inhalationslösung. Das Laptop aus dem Büro hab ich auch einstecken. Außerdem die Beeren für die Muffins, die wir (morgen) fürs Lesefrühstück (übermorgen) in der Schule backen müssen und die Hose des Vierjährigen, deren kaputten Verschluss ich habe reparieren lassen und ein Mischbrot… was sich in Elterntaschen eben so ansammelt.

Der kurze Weg durch die kalte Luft bringt meinen kleinen Sohn entsetzlich zum Husten. Der Hustensaft ist diesmal nicht die übliche Sorte, die so scheußlich nach Kirschsirup schmeckt – und den die Kinder lieben – sondern eine, die der Vierjährige am liebsten heimlich in die Spüle gießen möchte. Nix da! Schlucken! Aus dem Schulranzen des Achtjährigen kommt die Klassenarbeit zum Textverständnis zum Vorschein, Note Vier, er ist ganz niedergeschlagen. Erst mal Abendessen. Inhalieren. Noch Quatschreime machen, verlangt der Vierjährige wie jeden Abend: „Schlaf gut, schlaf schön, schlaf tief, schlaf lange – und träum von einer Klapperschlange. Schlaf schön, schlaf tief, schlaf fest, schlaf gut – und träum von einem Zuckerhut. Schlaf gut, schlaf schnell, schlaf dich gesund – und träum von einem Kuschelhund.“ Dann ist endlich Zeit, um mit dem Achtjährigen noch mal die Klassenarbeit durchzugehen. Eine Ausrutschervier, kann ich ihn – selber beruhigt – trösten, beim nächsten Mal liest du dir die Fragen ganz genau durch und es klappt besser.

Zwischendurch klingelt das Telefon, Ab- und Zusagen zur Geburtstagsparty des Achtjährigen halten sich die Waage, es bleibt spannend, denn wenn weniger als die Hälfte der eingeladenen Kinder kommen können, möchte mein Sohn seine Feier verschieben. Ob der Vierjährige – der auch in diesem Jahr wieder ein paar Tage vor dem Achtjährigen Geburtstag hat – mit seinen Freunden feiern kann, steht nun auch nicht mehr fest.

In die Kita kann er mit seinem Husten jedenfalls nicht, und Anfang der Woche hat die sowieso zwei Tage geschlossen. Dass der Vater meiner Kinder den allergrößten Teil dieser Krankheits- und Schließtage übernimmt, weil er von meinem Arbeitsstress weiß, macht den Spagat zwischen krankem Kind und dringenden Aufgaben dieses Mal leichter. Das ist nicht selbstverständlich, auch nicht im Wechselmodell.

Dankbar und ein kleines bisschen gerührt wende ich mich meinem übervollen Wäschekorb zu. Draußen liegt immernoch Schnee, orange im Licht der Straßenlaterne.  

Die Würfel sind gefallen

Nicht der Tierpark. Auch nicht das Technikmuseum. Keine Schatzsuche im Wald und nicht der Experimentierkurs im Exploratorium. Kein Besuch in der Sternwarte und keine Schnitzeljagd zu Berlins Sehenswürdigkeiten. Nicht Legoland und nicht Sea-Life. Auch nicht Geo-Caching. Nicht der Astronauten-Trainings-Raum im FEZ und auch nicht das Piratencafé. Keine Dinosaurierausgrabung im Naturkundemuseum und keine selbst einstudierte Zirkusvorstellung. Kein Koch-, Back- oder Nähnachmittag, kein Foto-Shooting und kein Malen-mit-Leuchtfarben-bei-Schwarzlicht. Kein Indoor-Fußball und auch nicht in die Kletterhalle. Und auch nicht das Tonstudio und keine selbstbemalte Keramik. Kein Schwarzlicht-Minigolf und auch nicht Bowlen. Und nicht ins Kino.

Ich weiß jetzt alles darüber, wie Eltern in Berlin die Geburtstage ihrer Kinder feiern. Der Achtjährige hat sich nämlich einen Ausflug gewünscht, weil seine Freunde und die Jungen, die nicht seine Freunde sind, die er aber einladen möchte, weil er ganz gerne mit ihnen befreundet wäre, an ihren Geburtstagen auch Ausflüge machen und es nicht cool finden, wenn er seinen Geburtstag bloß zu Hause feiert.

Ach, ich kann den Wunsch meines Sohnes – der gleich mehrere Außenseitergene von beiden Eltern geerbt hat – so gut verstehen, an seinem Geburtstag etwas ganz, ganz großartiges zu machen, irgendwas, mit dem er die Alphajungs in seiner Klasse beeindrucken kann! Aber das ist garnicht so leicht, weil es sich um Kinder handelt, die gerne schon groß sein wollen, viel leichter zu langweilen als zu begeistern sind und in Gruppe sowieso außer Rand und Band geraten und toben und Krach machen, egal wo.

Ich habe gefühlte 72 Stunden am Computer recherchiert.

Geschätzt 139 Anrufe gemacht.

Die Internetseiten von ca. 9 Indoor-Spielplätzen, 17 privaten Schatzsuche-und-andere-Wunschparties-Anbietern, diversen Theatern und Museen und einem Tierpark studiert.

Den flüchtigen Gedanken verscheucht, dass ich mich vielleicht zu sehr da reinhänge und diesen Kindergeburtstag überbewerte.

Etwa 389 Foreneinträge über die Erfahrungen anderer Eltern mit Kindergeburtstagsanbietern gelesen.

Jeden Gedanken an ein pädagogisch wertvolles Programm aufgegeben.

Bachblüten-Rescue-Tropfen eingenommen.

Eine Notfallbesprechung mit dem Vater meiner Kinder abgehalten.

Und endlich, endlich, endlich… das hoffentlich richtige Ausflugsziel gefunden und einen Plan geschmiedet.

Kakao und Kuchen bei uns zu Hause. Dann Busfahrt zum tollsten Indoorspielplatz von allen – mit Kart-Bahn und Riesen-Wellen-Rutsche und Softballkanonen und Diskobeleuchtung. Dort werde ich ein Vermögen für Softdrinks und Kartfahrten ausgeben und hoffentlich tiefenentspannt in der Geburtstags-Lounge sitzen, während die Jungs sich austoben, kleinere Kinder tyrannisieren und unerträglichen Lärm erzeugen.

Und dann können die Eltern ihre absolut überdrehten Kinder da bitte gerne wieder abholen.

Perfekt.

Geo-Caching machen wir dann in zwei Jahren. Vielleicht.

Ende der Partysaison

Die Kindergeburtstage sind überstanden. Ich seufze – heimlich, wenn die Kinder es nicht hören – erleichtert auf. Nein, Partyclown wäre keine berufliche Alternative, never.

Die Freunde des Vierjährigen müssen noch zu einem nachgeholten Geburtstagsspielnachmittag kommen – wenn er wieder ganz gesund ist, das hat keine Eile. Den Sohn der neuen Freundin seines Papas hat er am Ende doch nicht eingeladen. Überhaupt erzählen die Kinder auffällig wenig von ihm und seiner Mama in letzter Zeit. Aber angerufen hat sie, bei mir, an beiden Geburtstagen, um meinen Kindern zu gratulieren. Das finde ich dann wieder gut, irgendwie.

Der Achtjährige hatte zu seiner Party richtig nette Kinder eingeladen, nicht wie im letzten Jahr, als einer seiner Freunde – der, dessen Eltern sich erst mal vorsichtig bei der Klassenlehrerin nach unserer Familie erkundigt hatten  – sich von der Begrüßung („Ach, ist eure Wohnung aber klein“) über das Kaffeetrinken („Nein, Pfannkuchentorte esse ich nicht“) bis zur Zauberervorstellung (milde Langeweile) und der Verabschiedung („Wo sind denn die Geschenke für die Gäste?“) auf einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen vorarbeitete. In diesem Jahr gab es viel Lachen und ein paar Tränen, ein bisschen Geschubse und ein bisschen Gepetze (ja, es waren Mädchen dabei) und ein bisschen Streit darum, wer beim Erbsenlauf gemogelt hatte und wer beim Topfschlagen als erster dran sein durfte. Irgendwann verteilte der Papa des Achtjährigen diese kleinen (bestimmt hochgiftigen, radioaktiven und pädagogisch nicht wertvollen) Leuchtschläuche… und dann tanzten alle zu Musik von Abba durch die dunkle Wohnung, wedelten mit ihren leuchtenden Ringen und mit den blinkenden Laserschwertern meiner Kinder, bis die zu Bruch gingen. Aber das machte nichts.

Übrig bleiben die Tische mit den Geschenken – der Achtjährige hat ein Tischkickerspiel bekommen, das ist großartig, wir werden nie wieder Langeweile haben; ein ganzer Müllsack voller Packpapier und Geschenkbändchen und plattgemachter Pappkartons – und das Gefühl, dass das Jahr jetzt richtig losgehen kann. Einmal Frühling, bitte! Pur und ohne Eis.