Der beste Moment der letzten Wochen war das: an einem freien Tag (wahrscheinlich am Frauentag, ich hätte garnicht in Berlin sein wollen, war aber krank) morgens, im Bett. Die Sonne beschien den winterkahlen Ahorn im Hinterhof so, dass derjenige Teil des Baumes, den ich vom Bett aus nicht sehen konnte, einen Schatten auf die gegenüberliegende Hauswand in meinem Blickfeld warf. Krähen, Stare und Tauben waren im und um den Baum unterwegs, und ich konnte die Vögel durch die eine Hälfte des Baumes fliegen sehen, und dann ihre Schatten über die Hauswand durch die andere Hälfte des Baumes. Oder umgekehrt. Das war sehr schön.
Ansonsten weniger super, ich quäle mich durch volle Wochen, viele Termine, in der Erwerbsarbeit Druck. Dazu ein hartnäckig entzündetes Nagelbett am mittleren linken Zeh; ein Gnubbel am Gaumen, der zum Glück nach ein paar Tagen wieder verschwunden ist – der Körper will Aufmerksamkeit und Pflege.
Der Zeh mit seinem morgens dick rot geschwollenen Nagelbett schwillt immer am Vormittag ab, so dass er beim Arzt in die Kategorie „abwarten, Kernseifebäder und Jodsalbe“ fällt; „außerdem habe ich sowieso in den Osterferien Urlaub und keine OP-Termine“. Ich bin ja einverstanden damit, dass da nicht herumgeschnibbelt wird; aber…
es wäre so schön, wenn es eine auch in den Wochen um Ostern geöffnete Arztpraxis gäbe, die im Notfall zur Verfügung steht. Die Aussicht, im Fall einer Verschlimmerung in eine Notaufnahme gehen zu müssen und dann dort mit Recht zwölf Stunden zu warten, weil alle wirklichen Notfälle dringender sind, behagt mir garnicht, also gehe ich auf die Suche. Viel Zeit vergeht mit Recherchen und Telefonaten bzw. Versuchen von Telefonaten, mit Praxen, in denen trotz der einladenden Homepage mit Bitte um telefonische Terminvereinbarung niemand abnimmt. Das zieht Energie und Konzerntration von der Erwerbsarbeit ab, auf der ich beides drigend nötig hätte. Meh.
Besonders negativ fällt die dermatolotische Ambulanz der Charité auf, in der ich als Privatpatientin sofort einen Termin bekommen hätte; als Kassenpatientin aber eiskalt abgewimmelt werde.
Der Großstadtnachteil ist außerdem, dass auch niemand eine Idee hat, wo ich vielleicht sonst hingehen könnte. Aus Weimar kenne ich das anders.
Immerhin finde ich auf der Suche nach dem Doctolib-Passwort mein altes Twitter-Passwort und kann endlich – endlich – den Account deaktivieren, den ich schon lange nicht mehr nutze.
Ab und zu nebenher eine halbe Stunde werkeln auf dem Balkon, Erde auffrischen, ein paar Hornveilchen pflanzen, die unterirdisch gewucherten Pfefferminzwurzeln teilen und an neue Standorte für diesen Sommer verpflanzen, die Pelargonien aus dem Keller holen und schon mal im Zimmer des Fünfzehnjährigen austreiben lassen. Heute vielleicht Basilikum säen und Petersilie, mal sehen.