Ja, 3.10.2015! Ob mir nach Feiern zu Mute ist, weiß ich garnicht.
Denn… wie mein Leben alternativ verlaufen wäre, mit Wende, aber ohne Wiedervereinigung – ich kann es mir schlicht nicht vorstellen.
Wenn ich mich zurückerinnere, an diese sonderbare Zeit zwischen 1989 und 1990, fallen mir die Rebellen aus meiner Schulklasse ein, die mit Tomaten in der Tasche zu der Großveranstaltung gingen, auf der Helmut Kohl sprach. Der West-Lehrer, der plötzlich an unserer Schule unterrichtete, und sich durch den Zettel unmöglich machte, der aus seinen Unterlagen vom Lehrertisch flatterte: „Mama anrufen!“. An das neue Fach „Wirtschaft und Recht“, in das ich mich – widerwillig gegen das Gesellschaftssystem, das vor einem Jahr noch der angebliche Feind war und uns da jetzt plötzlich überrollte, aber doch auch neugierig – wütend verbiss.
Ich erinnere mich an unsere Katze, die sich fast an einem nicht mehr abreißenden Faden irgendwie doch schlecht gewordener H-Milch verschluckte, den sie beim Schlecken aus ihrem Napf gezogen hatte. Meine Mutter sehe ich vor mir, die über ihren Rentenunterlagen verzweifelte, als langjährig geringverdienende ostdeutsche Pfarrersfrau hätte sie nicht wirklich viel zu erwarten gehabt. Die plötzliche Fülle an Möglichkeiten fällt mir ein, die die Wiedervereinigung uns brachte: Auslandsjahre und Berufsziele, Studienstädte und Reisen. Und ich erinnere mich daran, wie schwierig das war, plötzlich entscheiden zu müssen.
All das ist lange her, und selbst wenn ich mich noch immer als „ostdeutsch“ empfinde – in der Welt, in der meine Kinder aufwachsen, spielt das keine Rolle mehr, die ist von ganz anderen Entwicklungen geprägt. Durchrationalisierte Studiengänge. Digitalisierung. Freihandelsabkommen. Klimawandel. Immer wieder neue Kriege. Flüchtlingsströme.
Vielleicht ist die Erinnerung daran, wie sehr eine Gesellschaft sich verändern kann, eine gute Sache an so einem 3. Oktober. Und daran, dass Veränderungen von denen ausgehen können, die sich für eine Welt einsetzen, in der ein gutes Leben möglich ist, für alle. Nein, ich schaffe es vor lauter To-Do-Listen nicht, viel für diese Welt zu tun. Aber davon träumen möchte ich, trotzdem.
Du tust sehr viel für diese Welt, Greta. Du erziehst deine beiden Kinder und kümmerst dich um deinen Vater und kommunizierst mit deinen Schwester. Wie selten ist das geworden! Auch ich habe wenig Zeit, mich um die Welt zu kümmern. Aber ich kümmere mich um meinen Sohn, auch wenn er schon fast 21 Jahre ist und um meine kranken Eltern.
Ich finde, das sind Taten, die heute nicht mehr so selbstverständich sind. Wie oft kommen die Eltern in ein Pflegeheim und die Kinder werden sich selbst überlassen.
Für uns ist es selbstverständlich, sich um Kinder und Eltern zu kümmern! Aber das kostet Zeit und Energie. Aber das ist es mir Wert. Und ich persönlich finde, damit tun auch wir unser Teilchen zur Weltharmonie!
Einen schönen Sonntag wünscht dir Susanne
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träume sind doch der anfang aller veränderung!
und es ist nicht wichtig,DAß du viel zu tun hats, sondern WIE du es tust. mit herz nämlich und dem willen, ein gutes leben zu ermöglichen.
alles liebe!
(wie heißt so schön: „wer keinen mut zu träumen hat, hat keine kraft zu kämpfen!“)
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Ja, ich finde auch, dass man wenigstens träumen muss; sich bei allem Durcheinander im Leben daran erinnern, was wichtig ist. Danke für die Ermutigung, einen lieben Gruß!
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Wenn ich mir überlege, wie viele Menschen in Berlin rumhuschen, dann ist es doch was Besonderes, hier zu lesen, Anteil zu nehmen und auch außerhalb der Bloggerei an Dich, Deine Liebsten und Deine hier beschriebenen Lebensdinge zu denken!?
Gruß von Sonja
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Das freut mich, dass Du an uns denkst und Anteil an unseren Alltagsgeschichten aus der großen Stadt nimmst! Ein lieber Gruß zurück!
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