Haltung bitte!

Tanja hat eine Blogparade ausgerufen mit der Bitte, die Teilnehmenden mögen von „ihrem Wort“ für 2016 schreiben. Gerade noch rechtzeitig zum Einsendeschluss bin ich bei meinesichtderwelt auf diese Blogparade aufmerksam geworden, und da ich sowieso noch viel über meine Vorsätze für 2016 nachdenke – nun denn…

Mein Wort für 2016 ist – ein bisschen glanzlos – „Haltung“.
Darin kann ich eine Menge von dem unterbringen, was mir zurzeit wichtig ist:

Die Yoga-Asanas, die ich gelegentlich diversen Youtube-Anfänger-Videos nachturne, weil Bewegung in meinem Alltag – abgesehen von zur-Schule-flitzen und den-Aufzugknopf-an-der-S-Bahn-drücken – schon eine ganze Weile mehr als zu kurz kommt.

Meine Einstellung meinem Alltag gegenüber, den ich äußerlich so wenig verändern kann. Ich halte ja so garnix von Positiv-Denk-Sprüchen wie „Gib jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu werden“ (was mit Erwerbsarbeit eher nur so mittelgut vereinbar ist, wenn man schon mal herausragend schönen Urlaub hatte – und was sowieso extrem anstrengend klingt, weil man ja, wenn man es wirklich mal schafft und einen supertollen Tag hinkriegt, dann am nächsten Tag schon wieder überbieten muss). Aber hey: für irgendwas sollte jeder Tag sich einen Punkt verdienen, selbst wenn er randvoll mit Dingen steckt, die nicht so viel Vergnügen machen… und das hat auch was mit meiner Haltung zu tun.

Die Aufmerksamkeit, mit der ich mir selbst zu begegnen versuche. Wieso fühle ich mich nach der blöden Bemerkung, die jemand gemacht hat, eigentlich so miserabel? Habe ich da gerade „ja“ gesagt, obwohl „nein“ auch keine schlechte Idee gewesen wäre? Warum ist das so verflixt schwer, Unangenehmes anzusprechen? Warum neige ich dazu, mich schmollend zurückzuziehen und zu denken, dass ich immer alles selbst schaffen muss – statt um Hilfe zu bitten?

Auch die Art, wie ich mit meinen Kindern umgehe, gehört dazu. Jesper Juul nennt es „die Qualität des Prozesses“ und hat mich mit dem, was er damit meint, schon lange überzeugt: dass ich als Elternteil wesentlich dafür verantwortlich bin, wie die „Grundstimmung“ in unserer Familie ist. Eigentlich geht es auch dabei erstmal darum, gut auf mich selbst zu achten und „Stop“ zu sagen, bevor mir die Kräfte ausgehen (das klingt so selbstverständlich, wie es da steht und ist sooo schwer) – damit ich gegenüber dem bockenden Siebenjährigen konsequent bleiben, ihn aber aus seiner Wut liebevoll wieder zurückholen kann, statt mitzuschreien; damit ich dem so leicht zu entmutigenden Elfjährigen nicht noch meine schlechte Laune aufbürde, damit ich ein Ohr für seine Sorgen habe, statt ihn zum Zuhörer für meine zu machen.

Und zu „Haltung“ gehört, über den Rand meines kleinen Tellerchens hinauszuschauen. Mein Wunsch, mich zu engagieren… selbst wenn das im Moment nur ein Wunsch ist.
Das Gute („eine andere Welt…“) für möglich zu halten. Und: dem Gefühl von Sinnlosigkeit, das sich so gern hinterrücks anschleicht, einen ordentlichen Kampf zu liefern.

Also: Haltung bitte!

7 Gedanken zu „Haltung bitte!

    1. Greta Autor

      Hallo Tanja, Dir ein „Danke“ für die Idee – Vorsätze oder Gedanken oder eine Situation in einem Wort zusammenzufassen, finde ich sehr spannend. Liebe Grüße zurück von Greta

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    1. Greta Autor

      Liebe Susanne, ja, „Haltung“ ist ein mehrschichtiges Wort – das mag ich daran gerne. Und dann liegt ja auch so ein klein wenig Aufforderung darin, mir tut die grad gut… Ein lieber Gruß an Dich und viele gute, anregende Gedanken! Greta

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