Gesehen, gelesen, gehört… im Dezember

Inspiration für den Wunschzettel: „Dear Santa,“ steht auf meiner ersten Weihnachtskarte, „please give me a big fat bank account and a slim body – and don´t mix it up as you did last year.“

Aus der schönen Duden-Reihe zum kreativen Schreiben, aus der Sonja vor einiger Zeit einen Band vorgestellt hat, habe ich mir nun doch zuerst den Band „Schreiben dicht am Leben“ von Hanns-Josef Ortheil gekauft – über das Notieren und Skizzieren. Was für eine Fülle an schriftstellerischen Notizgewohnheiten und -projekten da vorgestellt wird! Was für eine Menge an guten Ideen, mein Tintenroller streckt gleich erwartungsvoll den Kopf aus der Dose, in der ich meine Stifte aufbewahre. Aber ach! Weder das regelmäßige Festhalten von Morgengedanken um fünf Uhr noch die tägliche Beobachtung und Beschreibung eines belebten Platzes wird so recht Platz in meinem Alltag finden. Trotzdem: Anregend, rundherum! Vielleicht wird sich die eine oder andere Idee ja doch umsetzen – und das Ergebnis sich auf meinem Blog lesen lassen.

Beeindruckend und ein wenig verwirrend, bedeutend und berührend: Der Roman „Das große Haus“ von Nicole Krauss. „Schare ein Volk um die Gestalt des Verlustes, den es erlitten hat, und lasse alles dessen abwesende Form  spiegeln“, lässt die Autorin einen jüdischen Gelehrten über den „Urverlust“ des jüdischen Volkes, den niedergebrannten Tempel von Jerusalem, sagen. Den Gestalten späterer Verluste – den abwesenden Formen, die die Zeit des Holocaust auf vielfältige Art und Weise in den Leben von Menschen hinterlassen hat – spürt Nicole Krauss in ihrem Roman nach: Vielschichtiger, als sich beim einmaligen Lesen erfassen lässt, poetisch und in gekonnt miteinander verbundenen Geschichten.

„About As Helpful As You Can Be Without Being Any Help At All“ … manchmal werde ich tatsächlich durch besonders beeindruckende Bezeichnungen auf Musiktitel aufmerksam. Dieser hier von Dan Mangans ist wunderschön – so schön, dass ich sofort zu tanzen beginnen möchte.

Mehr Postkarten aufgestellt: Zum Beispiel die mit dem Frosch, der dem Storch mit beiden Händen den Hals zudrückt – obwohl sein Kopf schon tief im Schnabel des etwas pikiert dreinschauenden Vogels steckt. „Gib niemals auf!“ – Und den „Laternenbaum“ aus der immer wieder schönen Fotopostkartenserie von Martina Issler. Dutzende golden leuchtende Laternen in schwarzen Novemberästen vor dem tiefblauen Abendhimmel.

Und mehr Musik! Nach dem Renovieren bin ich noch immer dabei, Stapel alter CDs durchzusehen. Mag ich die Musik? Höre ich sie jemals? Kann sie in die Bibliothek auswandern oder gar in den Mülleimer, da ich upcycling-Kunstwerke aus alten Silberscheiben nicht besonders mag? Aber siehe da, ich entdecke auch kleine Schätze: Anne Sofie von Otter meets Costello – „For the Stars“ verwebe ich in ein ganzes faules Adventswochenende; möchte Ihre weiche, klare, wunderschöne Stimme immer wieder von vorn hören.

Vom Totenbett einer ungewöhnlichen Frau – Mutter, Vogelkundlerin, Künstlerin und Umweltaktivistin – aus erzählt Joyce Hinnefeld in ihrem Roman „Die Luft, die uns trägt“ die Geschichte des Lebens und der Familie dieser Frau. Dass die Erzählung ein wenig unfertig wirkt, nicht glattgeschliffen, oft mehr Reflexion aus der Perspektive der Tochter ist als Handlung bietet, lässt das Buch sehr persönlich wirken. Und gerade das hat mir gefallen. Viele kleine umgeknickte Ecken. Viele kleine Sätze, die mich beeindruckt haben. Schön.

Und zum Jahresabschluss noch Alexander Osangs Roman „Königstorkinder“. Ein arbeitsloser ostdeutscher Journalist in einem sinnfreien Beschäftigungsprojekt, eine süddeutsche Irgendwas-mit-Medien-Ehefrau-und-Mutter in einer dieser schicken neuen Stadthaus-Siedlungen. Zwei Menschen, die aufeinandertreffen, mitten in Berlin – und eine Geschichte, die sich selbst in Frage stellt. Sehr, sehr lesenswert!

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